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          Berichtenswertes

          aus der PC–Welt


          Beschwerdebrief mit Antwort:

          Sehr geehrte Damen und Herren vom Kundendienst!

          Letz­tes Jahr ha­be ich die Pro­gramm­er­wei­te­rung von Fe­ster-Freund 5.0 auf Ehe­mann 1.0 in­stal­liert.

          Mitt­ler­wei­se ist mir auf­ge­fal­len, daß das neue Pro­gramm eini­ge un­er­war­te­te, in der Pro­gramm­be­schrei­bung nicht er­wähn­te Än­de­run­gen in wich­ti­gen Mo­du­len vor­ge­nom­men hat. So wur­de bei­spiels­wei­se der Zu­gang zu den Blu­men- und Edel­stein-An­wen­dun­gen, der un­ter Fe­ster-Freund 5.0 ta­del­los funk­tio­nier­te, stark ein­ge­schränkt. Außer­dem hat Ehe­mann 1.0 vie­le an­de­re wert­vol­le Pro­gram­me de­in­stal­liert — so be­dauer­li­cher­wei­se auch Ro­man­tik 9.9 und ge­mein­sa­mer Ein­kaufs­bum­mel 2.2 —, wo­hin­ge­gen un­er­wünsch­te Pro­gram­me wie Fuß­ball-Bun­des­li­ga 4.3, Po­ker­nacht 2.4, Kum­pels 2.8 oder auch Spiel­zeug­eisen­bahn 1.1 oh­ne mei­ne Ab­sicht und ohne mein Zu­tun ein­fach auto­ma­tisch instal­liert wur­den.

          Die Pro­gram­me Kon­ver­sa­tion 8.7 und Klei­ne Auf­merk­sam­kei­ten 2.0 las­sen sich nicht mehr star­ten, Kü­chen­ar­beit 3.1 ver­ur­sacht einen to­ta­len Sy­stem­ab­sturz. Da­rüber hin­aus scheint die Sy­stem­lei­stung von Tag zu Tag ab­zu­neh­men.

          Ich ha­be Nör­geln in den Ver­sio­nen 1.4 bis 5.7 aus­pro­biert, um die Feh­ler zu be­sei­ti­gen, je­doch oh­ne Er­folg. Bit­te hel­fen Sie mir!

          Ih­re ver­zwei­fel­te Kun­din



          Sehr geehrte Kundin!

          Bitte denken Sie immer daran: Fester-Freund ist ein Unterhaltungs-Programm, während Ehemann 1.0 ein Betriebssystem ist!

          Ver­su­chen Sie es doch ein­mal mit dem Be­fehl C:\ICH DACH­TE DU LIEBST MICH und in­stal­lie­ren Sie an­schlie­ßend Trä­nen 6.2. Ehe­mann 1.0 soll­te dann auto­ma­tisch die An­wen­dun­gen Schul­dig 3.0 und Blu­men 7.0 aus­füh­ren. Wir ra­ten hier je­doch zu er­höh­ter Vor­sicht: Zu häu­fi­ge oder re­gel­mä­ßi­ge An­wen­dung führt zu einem Re­set bei Ehe­mann 1.0 in den De­fault-Mo­dus von Lau­ni­ge-Stil­le 2.5, Happy Hour 7.0 und Bier 6.1.

          Bier 6.1 wur­de eigent­lich als Patch ent­wickelt, fügt Ehe­mann 1.0 al­ler­dings der­zeit noch einen wei­te­ren Bug hinzu: Wäh­rend der Pro­zes­sor-Idle-Time ruft es die Funk­tion laut_schnar­chen() in einem ge­schüt­zen Haupt­spei­cher­be­reich auf; außer­dem wer­den auch die Mo­du­le Lust 6.6 und Po­tenz 0.3 beta zu­min­dest vor­über­ge­hend stark be­ein­träch­tigt.

          Das Pro­gramm Schwan­ger­schaft x.0 kann bei Ehe­mann 1.0 eine sy­stem­sta­bi­li­sie­ren­de Wir­kung ha­ben, al­ler­dings stellt sich die­se meist nur bei der ab­ge­speck­ten Ver­sion — das heißt ins­be­son­de­re oh­ne die op­tio­na­len Mo­du­le Wickeln 1.1, Kin­der­ge­schrei 3,7 und Zahn­span­ge 0.2 beta — ein. Die so­wohl in Fe­ster-Freund x.x als auch in Ehe­mann 1.0 stan­dard­mä­;ßig ein­ge­bau­te Funk­tion if:schwan­ger_then:sit­zen­las­sen kann hier in vie­len Fäl­len durch den Patch du-ich-muß-dir-was-sa­gen 1.3 un­ter­bun­den, im Not­fall auch mit dem Auf­ruf on.leave('cry') wie­der de­ak­ti­viert wer­den.

          Ins­ge­samt ist Ehe­mann 1.0 ein her­vor­ra­gen­des Be­triebs­sy­stem. Aber es hat pro­gramm­be­dingt eine be­grenz­te Spei­cher­ka­pa­zi­tät und kann neue Ap­pli­ka­tio­nen nur sehr lang­sam in­stal­lie­ren. Er­wä­gen Sie den Er­werb un­se­rer Middle-Ware, um die Lei­stungs­fä­hig­keit zu er­hö­hen. Be­son­ders emp­feh­lens­wert er­schei­nen in Ih­rem Fall die Pro­gram­me Heis­ses-Es­sen 3.0, Zärt­lich­keit 8.9 und Da­men­un­ter­wä­sche 5.3; den bei uns eben­falls er­hält­li­chen Patch Viagra 6 wol­len Sie bit­te nur als letz­ten Aus­weg be­trach­ten.

            WARNUNG!  

          In­stal­lie­ren Sie AUF KEI­NEN FALL Schwie­ger­mut­ter 1.0. oder ir­gend­ei­ne Ver­sion der weit­ver­brei­te­ten, aber il­le­ga­len Ap­pli­ka­tion Sei­ten­sprung. Die­se Pro­gram­me wer­den nicht un­ter­stützt, füh­ren zu un­do­ku­men­tier­ten Sy­stem­zu­stän­den und da­nach in al­ler Re­gel zum TO­TAL­VER­LUST!

          Soll­ten Sie sich wi­der Er­war­ten für die Ver­wen­dung ei­nes neue­ren x-Freund-Pro­gram­mes ent­schei­den, de­in­stal­lie­ren Sie bit­te UN­BE­DINGT VOR­HER Ehe­mann 1.0, das wid­ri­gen­falls um­ge­hend das aus dem Rhein­land zu­ge­kauf­te Mo­dul Tie­risch-Sauer 180.9 so­wie die Pro­gram­me Ra­che 1.4 und Schei­dung-oh­ne-Ali­men­te 1.1 AFM (Ver­sion mit Aus­lands-Flucht-Mo­dul) aus­führt; die­se Vor­gän­ge sind IR­RE­VER­SI­BEL!

          Ihr Kundendienst





          Der Zentralbetriebsrat informiert zur
          Einführung des neuen Betriebssystems

          Liebe Mitarbeiter!

          Seit An­fang des Mo­nats hat ein neuer Kol­le­ge die Ar­beit in un­se­rer EDV–Ab­tei­lung auf­ge­nom­men: Herr Ma­hat­ma Fah­tal Er­ror, ein Com­pu­ter­spe­zia­list aus In­dien.

          Gleich­zei­tig dür­fen wir Sie mit eini­gen Neue­run­gen im EDV–Be­reich be­kannt­ma­chen:

          Neue Rech­ner wer­den künf­tig mit dem La­bel „In­der in­side” und mit dem Be­triebs­sy­stem „Hin­dus 2000” aus­ge­lie­fert, bei dem an­stel­le einer Sand­uhr ein ani­mie­ren­der Gu­ru er­schei­nen wird. Die neuen Rech­ner wer­den mit dem von Herrn Er­ror ent­wickel­ten Mother-The­re­sa–Board aus­ge­rü­stet. Des­wei­te­ren wird auf al­len Rech­nern das bis­her ge­nutz­te Of­fice Pack durch „Ka­ste 98” er­setzt.

          Der bis­he­ri­ge MS-Pa­pier­korb wird durch „Nirvana” er­setzt, der Task Ma­nager durch Ma­ha­rad­scha und der Desk­top durch „Taj Ma­hal„ ab­ge­löst. Beim Über­prü­fen Ih­rer Fest­plat­te wer­den Sie fest­stel­len, daß das Pau­sen­pro­gramm „Moor­huhn­jagd” ge­löscht und durch „Fly­ing Cur­ry Chick­en” er­setzt wurde.

          Für den Gang ins In­der­net ver­zich­ten wir künf­tig auf Ex­plo­rer und Net­scape und wer­den Hi­ma­la­ya 3.7 in­stal­lie­ren, das zu­sätz­lich mit eini­gen in­der­ak­ti­ven An­wen­dun­gen wie Ka­ma­su­tra 4.8 aus­ge­rü­stet ist. Beim Öff­nen die­ser Pro­gram­me er­scheint ein Punkt auf der Stirn Ih­res Per­so­nal Com­pu­ter. Im Lau­fe der näch­sten Mo­na­te wer­den wir die bis­her er­stell­ten Da­ten­ban­ken durch eine Deh­li–Da­ten­bank er­set­zen.

          Fol­gen­de Soft­ware wird neu in­stal­liert:

          Gra­phik­pro­gramm Brah­ma­ne 2.0, Ka­len­der–Tool Krish­na 1.1, Wör­ter­buch Shi­va 7.3 und Email–Tool Ata­man 3.1; wei­ters dür­fen wir Sie da­von in Kennt­nis set­zen, daß der Be­griff „work­flow” nicht mehr zu­läs­sig ist und durch den Be­griff „Gan­ges” er­setzt wird.

          In die­sem Zu­sam­men­hang weisen wir noch auf die Not­wen­dig­keit hin, Ih­re Ta­sta­tur ge­gen eine oh­ne „Q” aus­zu­tau­schen, da „Q” in In­dien als hei­lig gilt und in der neuen Soft­ware­um­ge­bung als zu­meist gänz­lich un­er­klär­lich in­ter­pre­tiert wird.

          Ihr Zentralbetriebsrat

          P.S.: Auch in der Be­triebs­kan­ti­ne wird es zum Woh­le un­se­res Ga­stes eini­ge Er­gän­zun­gen zum Nor­mal­spei­se­plan ge­ben: In Pla­nung sind der In­der-Tel­ler, In­der-Schnit­zel (vom Huhn) und Budd­ha-Bro­te.

          Ihr Zentralbetriebsrat



          Die Enterprise installiert Windows 95:

          Der Welt­raum — un­end­li­che Wei­ten! Wir schrei­ben Stern­zeit 1995020,6. Das Raum­flot­ten­kom­man­do der Ster­nen­födera­tion hat Cap­tain Kirk und sei­ne Be­sat­zung vom Raum­schiff En­ter­prise damit be­auf­tragt, ein zu­kunfts­träch­ti­ges Be­triebs­sy­stem mit der Be­zeich­nung „Win­dows 95” zu testen ...

          „Su­lu, Kurs neh­men auf Flop­py-Drive. Scotty, rich­ten Sie das Hard-Drive auf das neue Ag­gre­gat ‚Win­dows 95‘ ein. Che­kov, In­stal­la­tions­disks be­reit­hal­ten.”
          „Aber Cap­tain, Win­dows 95 ar­bei­tet nicht mit SQL. Möch­ten Sie das Sy­stem wirk­lich er­neu­ern? Wenn wir Win­dows-Code in einer ech­ten 32-Bit-Mul­ti­task­ing-Um­ge­bung im­ple­men­tie­ren, ris­kie­ren wir eine Ma­te­rie-An­ti­ma­te­rie-Ex­plo­sion!”
          „Das war ein Be­fehl, Scotty.”
          „Aye, Cap­tain, aber das Sy­stem be­nö­tigt min­de­stens noch einen wei­te­ren Be­ta-Test.”
          „Wir stecken doch be­reits mit­ten drin, Scotty. Che­kov, wie läuft's mit den Installationsdisks?”
          „Wir sind bei Disk 5, Sir.”
          „Gut. Spock?”
          „Fas­zi­nie­rend, Cap­tain. Es scheint eine eige­ne In­tel­li­genz zu besit­zen. Of­fen­sicht­lich prüft Win­dows 95 die Hard­ware auto­ma­tisch und adap­tiert sich selb­stän­dig.”
          „Spock, kön­nen Sie mir er­klä­ren, wes­halb sich die Micro­soft-Sound­kar­te, die bis­lang ein­wand­frei lief, nicht mehr an­spre­chen läßt?”
          „Un­be­kannt, Cap­tain.”
          „Wird es mit einer Pro-Audio-Spec­trum zu­recht­kom­men?”
          „Unbekannt, Captain.”
          „Soundblaster?”
          „Unbekannt, Captain.”
          „Dr. McCoy?”
          „Ich bin Arzt, kein Hard­ware­spe­zia­list.”
          „Spock, be­en­den Sie die In­stal­la­tion und ak­ti­vie­ren Sie die Pro-Audio-Spec­trum. Che­kov, Soft­ware-In­stal­la­tion ab­bre­chen. Su­lu, star­ten Sie das Sy­stem neu. Re­boot! — Che­kov?”
          „Wir ha­ben so­eben die Desk­top-Zone er­reicht, Sir.”
          „Cap­tain, es hält nicht mehr lan­ge durch. Noch 15 Sek­to­ren, und die Ma­schi­ne steht in Flam­men!”
          „Scotty, wir ha­ben doch noch gar nicht rich­tig be­gon­nen! — Spock?”
          „Es ist of­fen­sicht­lich ein un­de­fi­nier­ter Hard­ware­kon­flikt auf­ge­tre­ten. Die Pro-Audio-Spec­trum-16 ant­wor­tet nicht. Selt­sam.”
          „De­ak­ti­vie­ren Sie die Kar­te.”
          „Ver­zei­hung, Sir. Es ist lei­der nicht mög­lich, das SCSI zu stop­pen, oh­ne die Sound­kar­te zu de­ak­ti­vie­ren. Ebensowe­nig läßt sich die Sound­kar­te de­ak­ti­vie­ren, oh­ne das SCSI zu stop­pen.”
          „Captain! Ein feind­li­ches Schiff nä­hert sich.”
          „Haben wir noch Zeit, um un­se­re Sy­ste­me in Gang zu be­kom­men?”
          „Nein, Sir, das Schiff ist be­reits in Sicht­wei­te.”
          „Uhura? Leut­nant Uhu­ra!”
          „Sämt­li­che Fre­quen­zen wer­den ab­ge­hört, Sir. Ich ver­su­che ein Ab­bild zu be­kom­men, aber das Sy­stem ist lang­sam.”
          „Spock, tun Sie et­was!”
          „Es scheint ein Schiff der IBM-Klas­se zu sein, Captain; aus­ge­rü­stet mit ... Warp-An­trieb!”
          „Spock, wir be­nö­ti­gen Audio.”
          „Negativ, Captain. Das Verzeichnis läßt sich nicht lokalisieren.”
          „Dr. McCoy?”
          „Ich bin Arzt, kein Beta-Te­ster.”
          „Sulu, ge­ben Sie Alarm­stu­fe Rot.”
          „Captain, ich kann nicht her­aus­be­kom­men, wie ich die Hin­ter­grund­far­ben ver­än­dern kann.”
          „Dr. McCoy?”
          „Ich bin Arzt, kein Handb­uch.”
          „Spock, be­rei­ten Sie einen Schuß mit dem HP Laser­jet vor.”
          „Captain, ich habe kei­ne Kon­trol­le mehr über das Steuer.”

          ... das Raum­schiff wird durch einen Pho­to­nen-Tor­pe­do des IBM-Schiffs ge­trof­fen. Die Be­sat­zung ge­rät in Pa­nik ...

          „Scotty, um alles in der Welt, brin­gen Sie uns hier he­raus.”
          „Sorry, Captain, die Ma­schi­nen ste­hen still. Wir müssen einen Hard­boot durch­füh­ren.”
          „Dr. McCoy?”
          „Es ist tot, Jim.”

          Autor: Unbekannt
          Angeblich sollen auch modernere
          Varianten dieses Betriebssystems
          zum selben Ergebnis geführt haben ...



          Der Homo kannichalleine:

          Ge­hö­ren Sie et­wa auch zu der eben­so ge­nia­len wie ge­plag­ten Spe­zies Mensch, die al­le Ge­brauchs­an­lei­tun­gen grund­sätz­lich un­ge­le­sen weg­schmeißt? Die Gat­tung des Ho­mo kann­ich­al­lei­ne folgt einem will­kür­li­chen Im­puls, wenn neue Sa­chen in Ge­brauch ge­nom­men wer­den. Der Ho­mo kann­ich­al­lei­ne ge­hört nicht zu de­nen, die Ver­packun­gen zart­füh­lend auf­puh­len, um das er­wor­be­ne Gut da­nach mit chi­rur­gi­scher Prä­zi­sion frei­zu­le­gen. Bei ihm wer­den die Ver­packun­gen weg­ge­fetzt. Das er­wor­be­ne Gut muß nun so­fort in Be­trieb ge­nom­men wer­den. Bei Ikea-Re­ga­len führt das dazu, daß sie schief und fu­tu­ri­stisch an­mu­ten, ehe sie wie­der in sich zu­sam­men­bre­chen. Com­pu­ter und Zu­be­hör ver­wei­gern hin­ge­gen eben­so un­spek­ta­ku­lär wie hart­näckig den Dienst. „Schei­ße, geht nicht”, ist der er­ste Satz, den der Ho­mo kann­ich­al­lei­ne nach dem ty­pi­schen „Will ich ha­ben” über die Lip­pen bringt.

          Die Fru­stra­tion über das Ge­rät, das fre­cher­wei­se sei­nen Dienst ver­wei­gert, schlägt in hek­ti­sche Be­trieb­sam­keit um. Der Ho­mo kann­ich­al­lei­ne fum­melt an al­len Ka­beln und Steck­ver­bin­dun­gen he­rum und wür­digt die Be­die­nungs­an­lei­tung kei­nes Blickes. Denn es gilt: Das Ge­rät ist im­mer schuld, der Be­sit­zer nie! Wenn das stör­ri­sche Ding, neh­men wir mal an, es hand­le sich um ein ex­ter­nes CD-ROM-Lauf­werk, wei­ter streikt, tritt der Ho­mo kann­ich­al­lei­ne in die Ba­stel­pha­se ein. Hier blüht er rich­tig auf. Jetzt gel­ten kei­ne Ge­set­ze mehr, jetzt wird ra­di­kal an al­lem ma­ni­pu­liert. Bei der Trei­ber­soft­ware wer­den die Pa­ra­me­ter ver­stellt, bis von den däm­li­chen Werks­ein­stel­lun­gen nichts mehr üb­rig ist. Da­bei gilt: Nie eine Sa­che nach der an­de­ren ver­än­dern, son­dern mög­lichst vie­le auf ein­mal. Das ver­hin­dert nicht nur eine pa­ni­sche Feh­ler­su­che, son­dern ga­ran­tiert auch, daß die lust­vol­le Ba­stel­pha­se un­end­lich ver­län­gert wer­den kann. Und das schön­ste bei die­ser Ex­pe­ri­men­tier­pha­se ist, daß das Hand­buch im­mer noch un­be­rührt in der Ecke lie­gen blei­ben kann.

          Wenn die Bastelei an der Software keinen Spaß mehr macht, weil nur merkwürdige Din­ge ge­sche­hen, tritt der Ho­mo kann­ich­al­lei­ne in die Hard­ware­pha­se ein. Völ­lig un­an­ge­ta­stet von Selbst­zwei­feln — er hat ja wirk­lich al­les ver­sucht — fol­gert der Ho­mo kann­ich­al­lei­ne mes­ser­scharf: Wenn es nicht an der Soft­ware liegt, kann nur noch die Hard­ware schuld sein. Ent­schlos­sen greift er zum Schrau­ben­zie­her. Jetzt kann ihn nichts mehr zu­rück­hal­ten. Egal, ob die Ga­ran­tie­an­sprü­che durch die Öff­nung des Ge­räts er­lö­schen oder er un­acht­sam einen Scha­den ver­ur­sacht — jetzt muß er schrau­ben. Tie­fen­psy­cho­lo­gen ge­hen da­von aus, daß es Men­schen gibt, die erst dann das Ge­fühl ha­ben, ein Ge­rät wirk­lich zu be­sit­zen, wenn sie das na­gel­neue Stück selbst aus­ein­an­der­ge­nom­men und es so­dann, mehr schlecht als recht, wie­der zu­sam­men­ge­baut ha­ben.

          Wenn das Ge­häu­se ab­ge­nom­men ist, über­lau­fen den Ho­mo kann­ich­al­lei­ne woh­li­ge Schauer. End­lich liegt das Al­ler­hei­lig­ste vor ihm. Mit ar­chäo­lo­gi­scher Vor­sicht wird zu­nächst das Ka­bel und Pla­ti­nen­ge­wirr in Augen­schein ge­nom­men. Wis­send grum­melt der Ho­mo kann­ich­al­lei­ne lei­se vor sich hin, wenn es ihm ge­lingt, die Be­deu­tung der Bau­tei­le zu ent­rät­seln. Dann be­ginnt er, ein­zel­ne Ka­bel bei­sei­te zu schie­ben, um auch ent­le­ge­ne­re Pla­ti­nen be­trach­ten zu kön­nen. Da­nach folgt die Zupf­pha­se, in der hier und da an Bau­tei­len ge­zo­gen wird, um ih­ren Sitz zu prü­fen. Wenn das nichts nutzt, was es nie tut, aber kein Ho­mo kann­ich­al­lei­ne kann je zum Ver­zicht auf die­ses Ri­tu­al be­wegt wer­den, be­ginnt der Ernst des Le­bens. Nun müs­sen tief­ge­hen­de Ein­grif­fe in das Ge­rät vor­ge­nom­men wer­den. Eine Ope­ra­tion am of­fe­nen Her­zen so­zu­sa­gen. Daß das Ge­rät eigent­lich brand­neu und funk­tions­tüch­tig war, als es Stun­den zu­vor ge­kauft wurde, ist längst ver­ges­sen. Es sieht auch nicht mehr so aus.

          Spe­ziell für die psy­chi­schen Be­dürf­nis­se des Ho­mo kann­ich­al­lei­ne wur­den die Jum­per ent­wickelt. Klei­ne Stecker­chen, die man am be­sten mit der Pin­zet­te anfaßt, die aber so ro­bust und idio­ten­si­cher sind, daß man da­mit kei­nen Scha­den an­rich­ten kann. Mit Jum­pern hat man viel Spiel­freu­de, be­son­ders, wenn die Teil­chen ver­lo­ren ge­hen. Hard­ware-Her­stel­ler mit einem Herz für den Ho­mo kann­ich­al­lei­ne gön­nen ihm et­li­che Pins, die er mit dem Jum­per ver­bin­den kann. Wer zwei Jum­per auf zwölf Pins zu ver­tei­len hat, be­schäf­tigt sich stun­den­lang mit den Kom­bi­na­tion­möglichkei­ten. Ist die­se Pha­se nicht von Er­folg ge­krönt, ge­rät der Ho­mo kann­ich­al­lei­ne in eine exi­sten­ziel­le Kri­se. Soll er doch zum Hand­buch grei­fen? Al­les in ihm sträubt sich, doch was bleibt ihm üb­rig. Wi­der­wil­lig greift er zum Druck­werk. Aber ge­schla­gen gibt er sich noch lan­ge nicht. Es bleibt ihm eine letz­te Mög­lich­keit, um sei­ne Selbst­ach­tung als autar­ker Com­pu­ter­be­nut­zer zu wah­ren: sein Le­se­ver­hal­ten. Der Ho­mo kann­ich­al­lei­ne liest Hand­bü­cher nicht von vor­ne, son­dern schlägt sie will­kür­lich auf, blät­tert he­rum und ver­sucht, sich über die Hil­fe des In­halts- oder Stich­wort­ver­zeich­nis­ses eine Orien­tie­rung zu ver­schaf­fen. Ir­gend­wann stößt er auf einen Pas­sus, von dem er glaubt, daß der auf sein Pro­blem zu­trifft. Ent­schei­dend für den Glau­ben, daß ihm aus­ge­rech­net dieser Tip wei­ter­hilft, ist nicht die Plau­si­bi­li­tät der Lö­sung, son­dern vor al­lem, daß er selbst noch nicht auf die Idee ge­kom­men ist.

          Jetzt droht die spon­ta­ne Pro­blem­lö­sung, was den Ho­mo kann­ich­al­lei­ne mit ge­knick­tem Selbst­be­wußt­sein zu­rück­las­sen wür­de. Glück­li­cher­wei­se sind aber fast al­le Hand­bü­cher so ge­schrie­ben, daß man nicht Ge­fahr läuft, von ih­nen Hil­fe­stel­lung zu er­fah­ren. Ent­we­der ge­hen die Au­to­ren da­von aus, daß man die Bü­cher von A bis Z liest, oder sie strot­zen vor tech­ni­schem Kau­der­welsch, das in acht­zig Pro­zent al­ler Hand­bü­cher steht. Das ist völ­lig egal, denn ver­ste­hen tut das ja eh kei­ner.

          Spä­te­stens, wenn die Be­die­nungs­an­lei­tung nicht wei­ter­hilft, folgt der Griff zum Te­le­phon­hö­rer. Ein Freund wird an­ge­ru­fen, der eben­falls zur Gat­tung des Ho­mo kann­ich­al­lei­ne ge­hört, und die Pro­ze­dur be­ginnt von vor­ne. Ir­gend­wann kommt der Punkt, an dem al­les wie­der zu­sam­men­ge­schraubt und die Trei­ber­soft­ware von neuem auf­ge­spielt wird. Al­les soll wie­der so sein, als wä­re das Ge­rät o.k. Das ist die Stun­de der tief­sten Ver­zweif­lung des Ho­mo kann­ich­al­lei­ne. Er muß sich ge­schla­gen ge­ben. Um­tau­schen kann er das Ge­rät nach all den Ope­ra­tio­nen natür­lich nicht mehr. Doch in die­ser Stun­de der größ­ten Not, wenn man schon al­le Hoff­nung hat fal­len­las­sen, ge­sche­hen Zei­chen und Wun­der. Der Ho­mo kann­ich­al­lei­ne ent­deckt die feh­len­de Ka­bel­ver­bin­dung, den un­voll­stän­di­gen In­stal­la­tions­vor­gang oder den Knopf zum Ab­schal­ten.

          Sei­ne ärg­sten Fein­de findet der Ho­mo kann­ich­al­lei­ne im In­ter­net. Hier wird sein Pro­blem schlicht ge­leug­net und mit einem Ver­weis auf die FAQs, die Fre­quent­ly Ask­ed Que­stions, geködert. Coo­le brau­chen nur vier Buch­sta­ben, um den Ho­mo kann­ich­al­lei­ne sei­nes Selbst­be­wußt­seins zu be­rau­ben.

          RTFM — Read The Fucking Manual.

          Aus: Mac-Magazin, „Das Systemhandbuch”


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          Version Nr. 1/2017 vom 27. November 2017
          Für den Inhalt verantwortlich: Christoph M. Ledel

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