Sehr geehrte Damen und Herren vom Kundendienst! Letztes Jahr habe ich die Programmerweiterung von Fester-Freund 5.0 auf Ehemann 1.0 installiert. Mittlerweise ist mir aufgefallen, daß das neue Programm einige unerwartete, in der Programmbeschreibung nicht erwähnte Änderungen in wichtigen Modulen vorgenommen hat. So wurde beispielsweise der Zugang zu den Blumen- und Edelstein-Anwendungen, der unter Fester-Freund 5.0 tadellos funktionierte, stark eingeschränkt. Außerdem hat Ehemann 1.0 viele andere wertvolle Programme deinstalliert — so bedauerlicherweise auch Romantik 9.9 und gemeinsamer Einkaufsbummel 2.2 —, wohingegen unerwünschte Programme wie Fußball-Bundesliga 4.3, Pokernacht 2.4, Kumpels 2.8 oder auch Spielzeugeisenbahn 1.1 ohne meine Absicht und ohne mein Zutun einfach automatisch installiert wurden. Die Programme Konversation 8.7 und Kleine Aufmerksamkeiten 2.0 lassen sich nicht mehr starten, Küchenarbeit 3.1 verursacht einen totalen Systemabsturz. Darüber hinaus scheint die Systemleistung von Tag zu Tag abzunehmen. Ich habe Nörgeln in den Versionen 1.4 bis 5.7 ausprobiert, um die Fehler zu beseitigen, jedoch ohne Erfolg. Bitte helfen Sie mir! Ihre verzweifelte Kundin
Bitte denken Sie immer daran: Fester-Freund ist ein Unterhaltungs-Programm, während Ehemann 1.0 ein Betriebssystem ist! Versuchen Sie es doch einmal mit dem Befehl C:\ICH DACHTE DU LIEBST MICH und installieren Sie anschließend Tränen 6.2. Ehemann 1.0 sollte dann automatisch die Anwendungen Schuldig 3.0 und Blumen 7.0 ausführen. Wir raten hier jedoch zu erhöhter Vorsicht: Zu häufige oder regelmäßige Anwendung führt zu einem Reset bei Ehemann 1.0 in den Default-Modus von Launige-Stille 2.5, Happy Hour 7.0 und Bier 6.1. Bier 6.1 wurde eigentlich als Patch entwickelt, fügt Ehemann 1.0 allerdings derzeit noch einen weiteren Bug hinzu: Während der Prozessor-Idle-Time ruft es die Funktion laut_schnarchen() in einem geschützen Hauptspeicherbereich auf; außerdem werden auch die Module Lust 6.6 und Potenz 0.3 beta zumindest vorübergehend stark beeinträchtigt. Das Programm Schwangerschaft x.0 kann bei Ehemann 1.0 eine systemstabilisierende Wirkung haben, allerdings stellt sich diese meist nur bei der abgespeckten Version — das heißt insbesondere ohne die optionalen Module Wickeln 1.1, Kindergeschrei 3,7 und Zahnspange 0.2 beta — ein. Die sowohl in Fester-Freund x.x als auch in Ehemann 1.0 standardmäßig eingebaute Funktion if:schwanger_then:sitzenlassen kann hier in vielen Fällen durch den Patch du-ich-muß-dir-was-sagen 1.3 unterbunden, im Notfall auch mit dem Aufruf on.leave('cry') wieder deaktiviert werden. Insgesamt ist Ehemann 1.0 ein hervorragendes Betriebssystem. Aber es hat programmbedingt eine begrenzte Speicherkapazität und kann neue Applikationen nur sehr langsam installieren. Erwägen Sie den Erwerb unserer Middle-Ware, um die Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Besonders empfehlenswert erscheinen in Ihrem Fall die Programme Heisses-Essen 3.0, Zärtlichkeit 8.9 und Damenunterwäsche 5.3; den bei uns ebenfalls erhältlichen Patch Viagra 6 wollen Sie bitte nur als letzten Ausweg betrachten.
WARNUNG!
Installieren Sie AUF KEINEN FALL Schwiegermutter 1.0. oder irgendeine Version der weitverbreiteten, aber illegalen Applikation Seitensprung. Diese Programme werden nicht unterstützt, führen zu undokumentierten Systemzuständen und danach in aller Regel zum TOTALVERLUST!
Sollten Sie sich wider Erwarten für die Verwendung eines neueren x-Freund-Programmes entscheiden, deinstallieren Sie bitte UNBEDINGT VORHER Ehemann 1.0, das widrigenfalls umgehend das aus dem Rheinland zugekaufte Modul Tierisch-Sauer 180.9 sowie die Programme Rache 1.4 und Scheidung-ohne-Alimente 1.1 AFM (Version mit Auslands-Flucht-Modul) ausführt; diese Vorgänge sind IRREVERSIBEL! Ihr Kundendienst
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Der Zentralbetriebsrat informiert zur Einführung des neuen Betriebssystems Liebe Mitarbeiter! Seit Anfang des Monats hat ein neuer Kollege die Arbeit in unserer EDV–Abteilung aufgenommen: Herr Mahatma Fahtal Error, ein Computerspezialist aus Indien. Gleichzeitig dürfen wir Sie mit einigen Neuerungen im EDV–Bereich bekanntmachen: Neue Rechner werden künftig mit dem Label „Inder inside” und mit dem Betriebssystem „Hindus 2000” ausgeliefert, bei dem anstelle einer Sanduhr ein animierender Guru erscheinen wird. Die neuen Rechner werden mit dem von Herrn Error entwickelten Mother-Theresa–Board ausgerüstet. Desweiteren wird auf allen Rechnern das bisher genutzte Office Pack durch „Kaste 98” ersetzt. Der bisherige MS-Papierkorb wird durch „Nirvana” ersetzt, der Task Manager durch Maharadscha und der Desktop durch „Taj Mahal„ abgelöst. Beim Überprüfen Ihrer Festplatte werden Sie feststellen, daß das Pausenprogramm „Moorhuhnjagd” gelöscht und durch „Flying Curry Chicken” ersetzt wurde. Für den Gang ins Indernet verzichten wir künftig auf Explorer und Netscape und werden Himalaya 3.7 installieren, das zusätzlich mit einigen inderaktiven Anwendungen wie Kamasutra 4.8 ausgerüstet ist. Beim Öffnen dieser Programme erscheint ein Punkt auf der Stirn Ihres Personal Computer. Im Laufe der nächsten Monate werden wir die bisher erstellten Datenbanken durch eine Dehli–Datenbank ersetzen. Folgende Software wird neu installiert: Graphikprogramm Brahmane 2.0, Kalender–Tool Krishna 1.1, Wörterbuch Shiva 7.3 und Email–Tool Ataman 3.1; weiters dürfen wir Sie davon in Kenntnis setzen, daß der Begriff „workflow” nicht mehr zulässig ist und durch den Begriff „Ganges” ersetzt wird. In diesem Zusammenhang weisen wir noch auf die Notwendigkeit hin, Ihre Tastatur gegen eine ohne „Q” auszutauschen, da „Q” in Indien als heilig gilt und in der neuen Softwareumgebung als zumeist gänzlich unerklärlich interpretiert wird. Ihr Zentralbetriebsrat P.S.: Auch in der Betriebskantine wird es zum Wohle unseres Gastes einige Ergänzungen zum Normalspeiseplan geben: In Planung sind der Inder-Teller, Inder-Schnitzel (vom Huhn) und Buddha-Brote. Ihr Zentralbetriebsrat |
Die Enterprise installiert Windows 95:
Der Weltraum — unendliche Weiten! Wir schreiben Sternzeit 1995020,6. Das Raumflottenkommando der Sternenföderation hat Captain Kirk und seine Besatzung vom Raumschiff Enterprise damit beauftragt, ein zukunftsträchtiges Betriebssystem mit der Bezeichnung „Windows 95” zu testen ...
„Sulu, Kurs nehmen auf Floppy-Drive. Scotty, richten Sie das Hard-Drive auf das neue Aggregat ‚Windows 95‘ ein. Chekov, Installationsdisks bereithalten.”
... das Raumschiff wird durch einen Photonen-Torpedo des IBM-Schiffs getroffen. Die Besatzung gerät in Panik ...
„Scotty, um alles in der Welt, bringen Sie uns hier heraus.”
Autor: Unbekannt
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Der Homo kannichalleine:
Gehören Sie etwa auch zu der ebenso genialen wie geplagten Spezies Mensch, die alle Gebrauchsanleitungen grundsätzlich ungelesen wegschmeißt? Die Gattung des Homo kannichalleine folgt einem willkürlichen Impuls, wenn neue Sachen in Gebrauch genommen werden. Der Homo kannichalleine gehört nicht zu denen, die Verpackungen zartfühlend aufpuhlen, um das erworbene Gut danach mit chirurgischer Präzision freizulegen. Bei ihm werden die Verpackungen weggefetzt. Das erworbene Gut muß nun sofort in Betrieb genommen werden. Bei Ikea-Regalen führt das dazu, daß sie schief und futuristisch anmuten, ehe sie wieder in sich zusammenbrechen. Computer und Zubehör verweigern hingegen ebenso unspektakulär wie hartnäckig den Dienst. „Scheiße, geht nicht”, ist der erste Satz, den der Homo kannichalleine nach dem typischen „Will ich haben” über die Lippen bringt. Die Frustration über das Gerät, das frecherweise seinen Dienst verweigert, schlägt in hektische Betriebsamkeit um. Der Homo kannichalleine fummelt an allen Kabeln und Steckverbindungen herum und würdigt die Bedienungsanleitung keines Blickes. Denn es gilt: Das Gerät ist immer schuld, der Besitzer nie! Wenn das störrische Ding, nehmen wir mal an, es handle sich um ein externes CD-ROM-Laufwerk, weiter streikt, tritt der Homo kannichalleine in die Bastelphase ein. Hier blüht er richtig auf. Jetzt gelten keine Gesetze mehr, jetzt wird radikal an allem manipuliert. Bei der Treibersoftware werden die Parameter verstellt, bis von den dämlichen Werkseinstellungen nichts mehr übrig ist. Dabei gilt: Nie eine Sache nach der anderen verändern, sondern möglichst viele auf einmal. Das verhindert nicht nur eine panische Fehlersuche, sondern garantiert auch, daß die lustvolle Bastelphase unendlich verlängert werden kann. Und das schönste bei dieser Experimentierphase ist, daß das Handbuch immer noch unberührt in der Ecke liegen bleiben kann. Wenn die Bastelei an der Software keinen Spaß mehr macht, weil nur merkwürdige Dinge geschehen, tritt der Homo kannichalleine in die Hardwarephase ein. Völlig unangetastet von Selbstzweifeln — er hat ja wirklich alles versucht — folgert der Homo kannichalleine messerscharf: Wenn es nicht an der Software liegt, kann nur noch die Hardware schuld sein. Entschlossen greift er zum Schraubenzieher. Jetzt kann ihn nichts mehr zurückhalten. Egal, ob die Garantieansprüche durch die Öffnung des Geräts erlöschen oder er unachtsam einen Schaden verursacht — jetzt muß er schrauben. Tiefenpsychologen gehen davon aus, daß es Menschen gibt, die erst dann das Gefühl haben, ein Gerät wirklich zu besitzen, wenn sie das nagelneue Stück selbst auseinandergenommen und es sodann, mehr schlecht als recht, wieder zusammengebaut haben. Wenn das Gehäuse abgenommen ist, überlaufen den Homo kannichalleine wohlige Schauer. Endlich liegt das Allerheiligste vor ihm. Mit archäologischer Vorsicht wird zunächst das Kabel und Platinengewirr in Augenschein genommen. Wissend grummelt der Homo kannichalleine leise vor sich hin, wenn es ihm gelingt, die Bedeutung der Bauteile zu enträtseln. Dann beginnt er, einzelne Kabel beiseite zu schieben, um auch entlegenere Platinen betrachten zu können. Danach folgt die Zupfphase, in der hier und da an Bauteilen gezogen wird, um ihren Sitz zu prüfen. Wenn das nichts nutzt, was es nie tut, aber kein Homo kannichalleine kann je zum Verzicht auf dieses Ritual bewegt werden, beginnt der Ernst des Lebens. Nun müssen tiefgehende Eingriffe in das Gerät vorgenommen werden. Eine Operation am offenen Herzen sozusagen. Daß das Gerät eigentlich brandneu und funktionstüchtig war, als es Stunden zuvor gekauft wurde, ist längst vergessen. Es sieht auch nicht mehr so aus. Speziell für die psychischen Bedürfnisse des Homo kannichalleine wurden die Jumper entwickelt. Kleine Steckerchen, die man am besten mit der Pinzette anfaßt, die aber so robust und idiotensicher sind, daß man damit keinen Schaden anrichten kann. Mit Jumpern hat man viel Spielfreude, besonders, wenn die Teilchen verloren gehen. Hardware-Hersteller mit einem Herz für den Homo kannichalleine gönnen ihm etliche Pins, die er mit dem Jumper verbinden kann. Wer zwei Jumper auf zwölf Pins zu verteilen hat, beschäftigt sich stundenlang mit den Kombinationmöglichkeiten. Ist diese Phase nicht von Erfolg gekrönt, gerät der Homo kannichalleine in eine existenzielle Krise. Soll er doch zum Handbuch greifen? Alles in ihm sträubt sich, doch was bleibt ihm übrig. Widerwillig greift er zum Druckwerk. Aber geschlagen gibt er sich noch lange nicht. Es bleibt ihm eine letzte Möglichkeit, um seine Selbstachtung als autarker Computerbenutzer zu wahren: sein Leseverhalten. Der Homo kannichalleine liest Handbücher nicht von vorne, sondern schlägt sie willkürlich auf, blättert herum und versucht, sich über die Hilfe des Inhalts- oder Stichwortverzeichnisses eine Orientierung zu verschaffen. Irgendwann stößt er auf einen Passus, von dem er glaubt, daß der auf sein Problem zutrifft. Entscheidend für den Glauben, daß ihm ausgerechnet dieser Tip weiterhilft, ist nicht die Plausibilität der Lösung, sondern vor allem, daß er selbst noch nicht auf die Idee gekommen ist. Jetzt droht die spontane Problemlösung, was den Homo kannichalleine mit geknicktem Selbstbewußtsein zurücklassen würde. Glücklicherweise sind aber fast alle Handbücher so geschrieben, daß man nicht Gefahr läuft, von ihnen Hilfestellung zu erfahren. Entweder gehen die Autoren davon aus, daß man die Bücher von A bis Z liest, oder sie strotzen vor technischem Kauderwelsch, das in achtzig Prozent aller Handbücher steht. Das ist völlig egal, denn verstehen tut das ja eh keiner. Spätestens, wenn die Bedienungsanleitung nicht weiterhilft, folgt der Griff zum Telephonhörer. Ein Freund wird angerufen, der ebenfalls zur Gattung des Homo kannichalleine gehört, und die Prozedur beginnt von vorne. Irgendwann kommt der Punkt, an dem alles wieder zusammengeschraubt und die Treibersoftware von neuem aufgespielt wird. Alles soll wieder so sein, als wäre das Gerät o.k. Das ist die Stunde der tiefsten Verzweiflung des Homo kannichalleine. Er muß sich geschlagen geben. Umtauschen kann er das Gerät nach all den Operationen natürlich nicht mehr. Doch in dieser Stunde der größten Not, wenn man schon alle Hoffnung hat fallenlassen, geschehen Zeichen und Wunder. Der Homo kannichalleine entdeckt die fehlende Kabelverbindung, den unvollständigen Installationsvorgang oder den Knopf zum Abschalten. Seine ärgsten Feinde findet der Homo kannichalleine im Internet. Hier wird sein Problem schlicht geleugnet und mit einem Verweis auf die FAQs, die Frequently Asked Questions, geködert. Coole brauchen nur vier Buchstaben, um den Homo kannichalleine seines Selbstbewußtseins zu berauben. RTFM — Read The Fucking Manual. Aus: Mac-Magazin, „Das Systemhandbuch” |
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Version Nr. 1/2017 vom 27. November 2017
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