Wien, 4. März 2019
Wenn dieser Unsinn schon angewandt werden muß — auf gesetzlichen Befehl hin —, dann muß das bittesehr auch in vollem Umfang geschehen. Es darf daher nicht mehr schlicht „Arbeiterkammer” oder gar nur „AK” heißen, sondern „Kammer für Arbeiterinnen und Arbeiter sowie für Angestelltinnen und Angestellte”; DAS Kammer, natürlich, es ist ja für beide da! Gar nicht korrekt ist es auch, von „Brüdern und Schwestern” zu sprechen — das sind ab sofort „Brüderinnen und Schwesteriche”!
Im Juli 1997 ist die Schrift „Kreatives Formulieren — Anleitungen zu geschlechtergerechtem Sprachgebrauch” erschienen, deren Herausgeberin (!) das Bundeskanzleramt in 1014 Wien ist. Auf Seite 48 wird dort u.a. bemerkt, daß „manche Suffixe nicht mehr produktiv” sind; gemeint sind insbesondere -esse, -ière und -euse, also: keine Politesse, keine Garderobiere, keine Friseuse, sondern Polizistin, Garderobenfachfrau und Frisörin.
Um die alten Suffixe „produktiv” werden zu lassen, müssen sie einfach in den geschlechtssensiblen Formen wieder verwendet werden. Daher soll es jetzt heißen: Terroristesse statt Terroristin, Gasteuse und nicht Gästin, schließlich „das Kammer für Arbeitereusen und Arbeiter sowie für Angestellteusen und Angestellte und deren andersgeschlechtliche Vergleichswesen”. Folglich muß auch die Internet-Adresse „korrekterweise” „www.daskammer-fuer-arbeitereusen-und-arbeiter-sowie-fuer-angestellteusen-und-angestellte-und-deren-andersgeschlechtliche-vergleichswesen.at” und nicht einfach nur „www.arbeiterkammer.at” lauten. Angeblich gibt es dazu noch siebenundfünfzig Arten, Menschen auf ihr geschlechtliches Befinden hin „korrekt” anzusprechen, das wäre dann noch in die Bezeichnung einzuarbeiten. Eine mitteljunge Dame beschwerte sich gelegentlich, daß die Endung -euse sehr an einen Vulgärausdruck für das weibliche Geschlechtsteil erinnere. Ja, ganz recht: political correctness, gender mainstream und der ganze andere Krempel sind vulgär, dumm, zynisch, diskriminierend, abwertend, kurzum „politically incorrect” und genauso strikt abzulehnen wie die Bemühungen der braunen Diktatur, mit Begriffen wie „Reichskristallnacht” oder „Endlösung” Verbrechen als Heldentaten und Notwendigkeiten umzudeuten. Als wunderbare Alternative bleibt uns ja immer noch — die deutsche Sprache, wie wir sie bei Konrad Duden bis etwa 1989 vorfinden. |
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