Gedanken zum Ende der Finanzkrise

Wien, Jänner/Feber 2015


Das En­de der Fi­nanz­kri­se, der Auf­schwung wird dann mit Leich­tig­keit kom­men und zu Wohl­stand füh­ren, wenn dem Staat, sei­nen Un­ter­or­ga­ni­sa­tio­nen und al­len öf­fent­lich-recht­li­chen Kör­per­schaf­ten ein all­ge­mei­nes und ab­so­lu­tes Schul­den­ver­bot (wa­rum wun­de­re ich mich nicht, daß mein The­sau­rus die­ses Wort nicht kennt ...) auf­er­legt wird. Be­trach­ten wird doch ein­mal das Sy­stem der Staats­an­lei­hen: Der Staat — das sind wir! — borgt sich von den Bür­gern — das sind wir! — Geld aus, das er dann den Gläu­bi­gern — das sind wir! — mit er­höh­ten Zin­sen zu­rück­zahlt aus Steu­ern und Ab­ga­ben, die er von sei­nen Ein­woh­nern — das sind wir! — kas­siert; und weil er da­mit (wie vor­her schon) nicht aus­kommt, geht dann das Spiel von vor­ne los. Kurz­um: Wir neh­men uns von uns selbst einen Kre­dit auf, und weil wir den dann an uns selbst nicht zu­rück­zah­len kön­nen, neh­men wir uns von uns selbst noch mehr Geld auf und wer­den so zu un­se­ren eige­nen Skla­ven — düm­mer geht’s wirk­lich nim­mer!

Schul­den sind wie Dro­gen: Die Do­sen erhö­hen sich, die Wir­kung läßt nach. Der Schuld­ner kommt schwer da­von los, und die Ent­zie­hungs­kur ist schmerzl­ich. Da­mit nicht zu vie­le Schmer­zen ent­ste­hen, sol­len Kre­di­te an Pri­vat­per­so­nen und Un­ter­neh­mer nur mehr nach einem ein­zi­gen Zins­satz ver­ge­ben wer­den dür­fen, der mit einer Steu­er in der­sel­ben Hö­he be­legt ist. Wenn Eigen­ka­pi­tal nicht mehr be­steu­ert ist (Zins­er­trä­ge na­tür­lich dann auch nicht, schließ­lich ist die Ka­pi­tal­er­trags­steu­er nichts an­de­res als eine pau­scha­lier­te Ein­kom­mens­steu­er), wer­den auch nicht mehr so vie­le Kre­di­te be­nö­tigt.

Das En­de der welt- und wirt­schafts­frem­den So­zial­ro­man­tik — die es bei den Selb­stän­di­gen wohl nie wirk­lich ge­ge­ben hat — wird auch den Be­ginn des wirt­schaft­li­chen Auf­schwungs und des so­li­den Wohl­stan­des ein­lei­ten. Die er­satz­lo­se Ab­schaf­fung der Ein­kom­mens­steuer etwa, die oh­ne­hin men­schen­rechts­wid­rig ist (un­zu­läs­si­ger Ein­griff in das Ei­gen­tums­recht und in die Pri­vat­sphä­re; es geht den Staat gar nichts an, wie­viel eine Pri­vat­per­son hat oder ver­dient) wür­de nicht nur die staat­li­chen Si­che­rungs­syste­me durch er­heb­li­che Ab­sen­kung der Per­so­nal­ko­sten ent­la­sten, son­dern auch den so­zia­len Aus­gleich in un­se­rem Land er­mög­li­chen: Für den über­bor­den­den An­teil der „Um­ver­tei­ler” und „Um­ver­tei­lungs­for­schen­den” wä­re kein Geld mehr vor­han­den, sie müß­ten in Pro­duk­tion und Dienst­lei­stung zur wirt­schaft­li­chen Lei­stungs­fä­hig­keit des Lan­des bei­tra­gen, an­statt sei­nen Bür­gern auf der Ta­sche zu lie­gen; die ver­blei­ben­den drei­ßig Pro­zent kä­men dann di­rekt bei den tat­säch­lich Be­dürf­ti­gen an. Die Ko­sten- und Preis­sen­kun­gen wür­den nicht nur die Pro­duk­te un­se­res Lan­des wett­be­werbs­fä­hig ma­chen, son­dern auch In­ve­sto­ren an­zie­hen. So­zial­ver­si­che­run­gen wä­ren wie­der lei­stungs­fä­hig, und wir könn­ten auf wirt­schafts­feind­li­che Maß­nah­men wie die Min­dest­bei­trä­ge, die den Schwan­kun­gen, de­nen Ein-Per­so­nen- oder Klein­un­ter­neh­men zwangs­wei­se un­ter­lie­gen, nicht ge­recht wird, ver­zich­ten.

Nicht ver­zich­ten, son­dern ge­ne­rell aus­wei­ten soll­ten wir da­ge­gen die Selbst­be­tei­li­gung im Krank­heits­fall, und zwar so, daß sie vom Ar­beit­neh­mer zur Gän­ze selbst ge­tra­gen wer­den muß. Die Scham­lo­sig­keit, die wir in Arzt­pra­xen all­zu oft er­le­ben müs­sen, wä­re da­durch si­cher ein­ge­dämmt. Nach der Ab­schaf­fung der Ein­kom­mens­steu­er fie­le er oh­ne­hin ge­rin­ger als heute aus, und die Be­gren­zung auf fünf Pro­zent des Ein­kom­mens läßt die­sen Bei­trag durch­aus so­zial aus­ge­wo­gen und an­ge­mes­sen er­schei­nen.

Der Auf­schwung wird auch dann ge­lin­gen, wenn der Staat nicht sei­ne Bür­ger (men­schen­rechts­wid­rig!) — bis in die Pri­vat­sphä­re hin­ein be­vor­mun­det und ent­mün­digt, son­dern durch ge­eig­ne­te Aus­bil­dung und Auf­klä­rung schon die Ju­gend zur Selb­stän­dig­keit und Mün­dig­keit an­lei­tet und die­je­ni­gen, die sich der Wohl­tat ver­wei­gern, mit Steu­ern be­legt. Da­bei ist dann halt nicht über die 54 oder mehr Mög­lich­kei­ten, den ver­schie­de­nen se­xu­ellen Be­dürf­nis­sen eines Men­schen sprach­lich ge­recht wer­den zu kön­nen, zu dis­ku­tie­ren, son­dern über wich­ti­ge Din­ge, et­wa das Geld­sy­stem, ethi­sches Ver­hal­ten, Ver­ant­wor­tungs­be­wußt­sein, Ge­mein­schafts­sinn, Ge­sund­heit und Le­bens­mit­tel. Apro­pos: Eben­so kann die wohl­tä­ti­ge Len­kung auch mit ge­sund­heits­schäd­li­chen Le­bens­mit­teln ge­sche­hen: Eine di­rekt beim er­zeu­gen­den oder im­por­tie­ren­den Unternehmen eingehobene „Zucker­steu­er” bei­spiels­weise von 1 Cent pro Gramm Zucker und 50 Cent pro Ki­lo­gramm oder Li­ter pro ver­wen­de­tem Zucker­er­satz­stoff wür­de schon aus Preis­grün­den da­zu füh­ren, daß die Men­schen lie­ber zu na­tür­li­chen als zu trans­por­tier­ten und ver­än­der­ten Le­bens­mit­teln grei­fen. Und mit dem her­ein­kom­men­den Steu­er­geld von Zott, Co­ca-Co­la und Kon­sor­ten kön­nen dann die Ärzte und Kran­ken­an­stal­ten fi­nan­ziert und Dia­be­tes be­kämpft wer­den ...

Für die Ar­beit des Staa­tes selbst soll­ten die Wor­te Not­wen­dig­keit, An­ge­mes­sen­heit und Ver­hält­nis­mä­ßig­keit wie­der maßgeb­lich wer­den. Eu­ro­pa gibt Mil­liar­den für „gen­der main­stream” und die För­de­rung von völ­lig un­nö­ti­gem Trans­port von Gü­tern, die auch re­gio­nal zur Ver­fü­gung ste­hen, aus, wäh­rend ein­zel­ne Staa­ten am wirt­schaft­li­chen Ab­grund ste­hen und vie­le nicht wis­sen, wie sie aus­rei­chend Geld für Pen­sio­nen und Kran­ken­häu­ser auf­brin­gen sol­len. Mit enor­mem fi­nan­ziel­len und per­so­nel­len Auf­wand wer­den Richt­li­nien, Ge­set­ze, Ver­ord­nun­gen ge­schaf­fen, die kei­ner mehr kennt, ge­schwei­ge denn be­fol­gen kann (!); wir wer­den mit einer Nor­men­flut kon­fron­tiert, die da­von ab­len­ken soll, daß die we­ni­gen Ar­ti­kel der Men­schen­rechts­kon­ven­tion un­un­ter­bro­chen mit Fü­ßen ge­tre­ten wer­den. „Ver­fas­sung ver­geht, Ver­wal­tung be­steht”, hat Ot­to May­er in sei­nem Werk „Deut­sches Ver­wal­tungs­recht” (2. Auf­la­ge) schon 1924 ge­schrie­ben — da­bei ist eine Ver­wal­tungs­re­form denk­bar ein­fach: Wir schaf­fen die Ge­set­ze und Ver­ord­nun­gen der letz­ten fünf­zig Jah­re er­satz­los ab, se­hen ein Jahr lang ge­nau an, was pas­siert, und re­geln die Not­wen­dig­kei­ten mit ein­fa­chen neu­en und kur­zen Nor­men. Wird der Ge­setz­ge­ber dann noch ver­pflich­tet, jähr­lich eben­so vie­le Nor­men zu strei­chen, wie er neu ein­führt, bleibt uns eine schlan­ke Ver­wal­tung er­hal­ten. Er­in­nern wir uns: Wir sind der Ge­setz­ge­ber, und wir ha­ben das Recht, im Eigen­in­ter­es­se zu han­deln!

Un­lau­ter ist, wer von „So­zial­schma­rot­zern” spricht und da­bei selbst das Sy­stem ge­schaf­fen hat, das et­wa äl­te­ren Men­schen nach Ar­beits­lo­sig­keit einen Wie­der­ein­stieg in die Ar­beits­welt so gut wie un­mög­lich macht: einer­seits we­gen der enor­men Ab­ga­ben- und Steu­er­last, an­de­rer­seits ist viel­fach die ar­bei­ten­de Tä­tig­keit ge­rin­ger be­zahlt als die Not­stands­hil­fe mit zu­sätz­lich ge­ring­fü­gi­ger Be­schäf­ti­gung. Der zum Ge­mein­wohl Bei­tra­gen­de wird so nicht be­lohnt, son­dern ge­ra­de­zu be­straft, der „Mißbrauch des So­zial­staa­tes” zur weit­ver­brei­te­ten wirt­schaft­li­chen Not­wen­dig­keit! Un­lau­ter ist auch, wer ein an­geb­lich fi­nan­zier­ba­res Pen­sions­sy­stem ein­führt, das zum Er­geb­nis hat, daß in spä­te­stens drei­ßig Jah­ren 85% der Frau­en und 70% der Män­ner kei­ne Pen­sion, son­dern im Na­men der „so­zia­len Ge­rech­tig­keit” nur mehr „Min­dest­si­che­rung” (wie auch im­mer die dann aus­se­hen wird) er­hal­ten — so stel­le ich mir den ge­schul­de­ten Re­spekt vor Men­schen, wie er von der Men­schen­rechts­kon­ven­tion ge­for­dert ist, wirk­lich nicht vor. Sei­en wir dank­bar, daß nur sehr we­ni­ge un­ter uns ver­ste­hen, was die­se so stolz prä­sen­tier­te „Erst­gut­schrift” wirk­lich be­deu­tet; selbst in un­se­rem sonst so ru­hi­gen Öster­reich gä­be es sonst so­fort Auf­stän­de und Re­vo­lu­tion!

Das En­de der Fi­nanz­kri­se wird auch kom­men, wenn wir uns wie­der be­wußt ma­chen, was „ewi­ges Wachs­tum” be­deu­tet, das un­se­re Wirt­schaft vor­an­treibt. Um das zu be­ob­ach­ten, ge­hen wir ein­fach in den näch­sten Wald, wo wir gleich erken­nen, daß ewi­ges Wachs­tum auch ewi­gen Un­ter­gang zur Fol­ge hat. Eben­so wer­den wir er­ken­nen, daß Gier in diesem Sy­stem zu schnel­le­rem Un­ter­gang führt. Und wenn der Mensch ein­greift und der Gier zum Er­folg ver­hel­fen will, kom­men au­to­ma­tisch die ent­spre­chen­den „Schäd­lin­ge”, um das Gleich­ge­wicht wie­der her­zu­stel­len. Wer­den auch die „Schäd­lin­ge” ver­nich­tet, darf der Mensch dann Bie­ne spie­len und mit einem Pin­sel selbst be­stäu­ben, wie das in Chi­na jetzt der Fall ist, da­mit über­haupt wie­der Wachs­tum ge­schieht.

Die Na­tur hat auch noch eine ganz mie­se Nach­richt für die Ideo­lo­gen die­ser Welt (egal, wel­cher „Rich­tung” sie an­ge­hö­ren) pa­rat: Die Men­schen sind nicht gleich! Und das ist gut so, des­we­gen gibt es uns noch, denn nicht die kom­man­dier­te gleich­för­mi­ge Mas­se hat uns in der Ent­wick­lung vor­wärts ge­bracht, son­dern die Un­ter­schied­lich­keit der Ein­zel­nen in der Ge­mein­schaft. Man­che Un­ter­schie­de sind auf den er­sten Blick er­kenn­bar, et­wa Ras­se, Ge­schlecht, Al­ter, Grö­ße, Haut­far­be, und nur Men­schen, die das Stein­zeit­al­ter, in dem Vor­ur­tei­le über­le­bens­not­wen­dig wa­ren, noch nicht ver­las­sen ha­ben, ge­ben sich mit dem Wahr­neh­men die­ser of­fen­sicht­li­chen Un­ter­schie­de zu­frie­den (ganz dum­me Men­schen zie­hen dann noch Schlüs­se da­raus). Ge­naue­res Hin­se­hen läßt auch Un­ter­schie­de in Cha­rak­ter, ge­ne­ti­schen Fä­hig­kei­ten, er­wor­be­nen Fä­hig­kei­ten, Le­bens­er­fah­run­gen und in vie­lem an­de­ren er­ken­nen (und schlaue Men­schen ma­chen sich die­se Un­ter­schie­de zu­nut­ze und stel­len die eige­nen Eigen­hei­ten ger­ne zur Ver­fü­gung). Na­tür­li­che Tat­sa­che ist, daß die­se Un­ter­schie­de frak­ta­ler Na­tur sind: Je ge­nau­er wir sie be­trach­ten, je mehr wir sie er­ken­nen, de­sto grö­ßer wird die Zahl der neu er­kenn­ba­ren Un­ter­schie­de. Auch nach fünf­zig Ehe­jah­ren gibt es im­mer noch Neu­es am Part­ner zu ent­decken, un­se­re Hin­wen­dung ist die ein­zi­ge Vor­aus­set­zung. Und die Fi­nanz­kri­se wer­den wir, wie je­de an­de­re auch, nicht durch das Dik­tat der uni­for­men Mas­se, son­dern durch die ko­or­di­nier­te Un­ter­schied­lich­keit in un­se­ren Fä­hig­kei­ten über­win­den kön­nen.

Was macht der klu­ge Un­ter­neh­mer, wenn er sieht, daß die Ko­sten sein Un­ter­neh­men in den Ruin trei­ben? Er be­sinnt sich auf das We­sent­li­che, ver­kauft das Bü­ro­haus, mie­tet mit dem Kern­per­so­nal eini­ge gün­sti­ge Räu­me, för­dert die Krea­ti­vi­tät seiner Mi­tar­bei­ter und nimmt nur mehr die Auf­trä­ge an, die mit gro­­ßer Wahr­schein­lich­keit lu­kra­tiv sind. Ge­lingt das nicht, schließt er sein Unter­neh­men und grün­det ein neu­es. Und wenn un­se­re Al­pen­re­pu­blik, ja, wenn ganz Eu­ro­pa das so hand­habt, dann müs­sen die anderen Staa­ten nach­ziehen, und das be­deu­tet das En­de der Fi­nanz­krise.

Ich wün­sche uns allen ein langes Le­ben, damit wir dann auch noch ein fi­nan­ziell sor­gen­frei­es Le­ben nach der Fi­nanz­kri­se er­fah­ren kön­nen.


Zur Artikelübersicht
Zurück zu den Verweisen
Zurück zur ersten Seite

Version Nr. 1/2024 vom 19. Jänner 2024
Für den Inhalt verantwortlich: Christoph Ledel
© by Christoph Ledel — Wien (Österreich)
Alle Rechte vorbehalten! — All Rights Reserved! — Touts droits réservés!

Die Besucherstatistik
für diese Seiten seit
29. April 2005:

Besucherzähler

Meine persönlichen Browser-Einstellungen ...

Seitengestaltung von Christoph M. Ledel