Über Ausländer und Vorurteile
Carolinas Nachrichten Nr. 3/1991, S. 9–15
Mein Zorn
Wenn ich so etwas lese, bin ich schon grantig: zu lange habe ich selbst im Ausland gelebt; zu oft habe ich in einem Land, in dem deutsch gesprochen wird (fast) wie bei uns, von klein an zu spüren bekommen, daß ich irgendwie anders, fremd bin; zu oft habe ich im Ausland festgestellt, wie wohltuend es ist, mit jemandem zu sprechen, der solche Vorurteile nicht kennt.
Angesichts der vielen Freunde und Bekannten, die ich im Ausland habe, wird es mir wohl immer ein Rätsel bleiben, wie es manchen Leuten möglich ist, von der Nationalität eines Menschen auf dessen (meist verwerflichen) Charakter zu schließen. Etwas anders verhält es sich allerdings mit größeren Gruppen von Menschen einer bestimmten Nation, viel besser: einer bestimmten Region — ganz gleich, an welchem Fleck dieser Erde sich selbige befinden mag. Wer sich oft im Ausland aufhält, wird beispielsweise feststellen, daß ein Kalifornier legerer ist in seinen Auffassungen als ein New Yorker, daß ein Araber eine andere Lebenseinstellung hat als ein Japaner, daß die Menschen, die am Meer leben, eine andere Mentalität besitzen als jene, die hochalpine Gegenden oder eine Tiefebene bewohnen (Ausnahmen bestätigen die Regel!). Dieser Erfahrungswert kann bedenkenlos als Tatsache angesehen werden; es ist wissenschaftlich untermauert, daß Menschen durch Umwelt- und andere Einflüsse geprägt werden und daß sich diese Einflüsse — über Generationen gesehen — auch genetisch niederschlagen können. Die Menschen sind verschieden, und das ist sehr gut so.
Wiens Bürgermeister Helmut Zilk, Kulturexperte, notariell beglaubigter Nicht–Präsidentschaftskandidat und Daggi–Gatte, ist hier möglicherweise ganz anderer öffentlicher Ansicht. Polnische Schwarzmärkte seien Bestandteil des kulturellen Lebens einer Großstadt (und gehören daher auch nach Wien!), durch die Massen von Touristen finde eine Internationalisierung statt, die wiederum nur als kulturelle Bereicherung zu werden sei (so sei es doch in den letzten Jahrzehnten der Monarchie auch gewesen, und wie sehr profitieren wir davon doch heute noch!), schließlich und endlich sei es völlig wurscht, ob eine kriminelle Handlung von einem In- oder einem Ausländer begangen wird (bitte berücksichtigt bei den Ausländern auch deren soziale Situation!), und überhaupt, auch ein Rucksacktourist kann ein netter Mensch sein ... Na fein! Ich selbst bin — mit sehr wenig Geld und für relativ lange Zeit — mit einem Freund durch Amerika gezogen. Die meisten Menschen haben nun einmal nur in ihrer Jugend Zeit und Gelegenheit (dafür aber naturgemäß recht wenig Geld), sich die Welt anzusehen. Es ist durchaus begrüßenswert, wenn sie dies tun: Die Erfahrungen, die man bei solchen Reisen gewinnen kann, die Freundschaften über alle Grenzen hinweg, die man bei solchen Gelegenheiten schließen kann, haben oft einen unschätzbaren Wert.
Ein junger Mensch, dem immer nur Posives bezüglich dieser Mengen von Ausländern im eigenen Land vorgesetzt und eingehämmert wird, wird sich irgendwann einmal fragen, warum er dieses Land im „Notfall”, wie immer selbiger sich auch gestalten mag, mit der Waffe in der Hand verteidigen, ja sogar für Österreich sterben soll.
Erst in jüngster Zeit besinnen sich vereinzelte Gastwirte wieder auf regionale Küche. Die Unmutsäußerungen der Massentouristen („Gibt's denn hier keine Pommes mit Majo? [= Mayonnaise, Anm.]) werden von jenen ebenso oft mit Unmutsäußerungen quittiert („Des eßt's wieder daheim”), was sie wieder ins touristen- und ausländerfeindliche Eck rückt, weil sie ja die vermeintlichen Rechte unserer lieben Gäste mißachten. In Frankreich bereitet so etwas den Franzosen kein Problem. Küche und Kultur sind regional meist so in sich abgeschlossen und eigenständig, daß schon wenige Kilometer auf diesem Gebiet völlige Veränderungen bedeuten können. Big Mac, Kassler Rippchen, Wiener Schnitzel wird man vergeblich auf den Speisekarten suchen; schließlich kann man doch auf die eigene Küche stolz sein — n'est–ce pas? Um Mißverständnissen vorzubeugen: Das Kassler Rippchen auf einigen österreichischen Speisekarten stört mich gar nicht, wenn daneben auch ein umfangreiches Angebot regionaler oder doch solcher Gerichte besteht, die eine gewisse österreichische Tradition haben (es fällt mir durchaus nicht schwer, Cevapcici oder Buchteln als traditionell österreichische Speisen zu bezeichnen). Je größer die Vielfalt, desto besser!
Masse und Macht — Canetti läßt grüßen
Besonders der Wunsch dieser Leute, Neues zu sehen und zu erlernen, bewirkte letztlich eine recht kontinuierliche Entwicklung (egal, wie herausragend und „revolutionär” die Produkte dieser Befruchtung auch in der jeweiligen Zeit ausgesehen haben mögen), von der die breiten Massen auf sehr passive Weise wieder profitierten. In den seltensten Fällen waren Massen bereit und fähig, in dieser Richtung einen positiven Beitrag zu liefern. Ihre Spezialitäten bestehen vielmehr aus spontanen, emotionalen, massen–hysterischen Ausbrüchen wie gewaltsamen Umstürzen, blutigen Revolutionen, denen meist Staatsterror sowie gesellschaftliches und soziales Chaos folgen, wie uns die Geschichte immer wieder neu vor Augen führt. Die Millionen von Touristen, die jährlich durch Österreich trampeln, werden daher als Masse wohl kaum in der Lage sein, zur kulturellen Weiterentwicklung Österreichs Positives beizutragen. Im Gegenteil: Das einzige, das sie bewirken können, ist ein Niveauverlust, der duch den diktatorischen Usus von Handlungsweisen, die regionalem Empfinden entgegenstehen und zuwider sind, auf äußerst unreflektierte Art faktisch legalisiert und damit Einheimischen — hier besonders den jüngeren Generationen, denen oft der empirische Vergleich fehlt — aufgezwungen wird. Typisches Beispiel dafür ist die traurige Degeneration regionalen Brauchtums zu inhaltsleeren, mechanisch ablaufenden und daher sehr uncharmanten Touristenattraktionen, wie das in den Fremdenverkehrsgebieten von Tirol, Salzburg und Kärnten besonders drastisch zu beobachten ist. Die einzige Möglichkeit, die zerstörerische Macht dieser Massen zu brechen, ist, selbige erst gar nicht entstehen zu lassen bzw. sie durch geeignete (manchmal leider radikal anmutende, aber dafür effektive) Maßnahmen zurückzudrängen. Ein simples Beispiel soll zeigen, wie leicht so etwas sein kann — wenn man nur will. Sieht man von den Ausnahmen, die die Regel bekanntlich bestätigen, einmal ab, so ist generell festzustellen, daß Massen–Busreisende zu jenem Publikum gehören, die am wenigsten ausgeben, sich am wenigsten interessieren, dafür aber den größten Schaden an Umwelt und Kultur anrichten (eigene Erfahrungen als Ferialpraktikant in einem Hotel bestätigen dies vehement!). Durch Unfälle, die durch den desolaten Zustand der Busse sowie durch mangelnde Kenntnisse der zur Zeit vorwiegend aus dem Osten Europas kommenden Busfahrer verursacht wurden, entstehen oft enorme Kosten durch Bergung der Wracks und durch die medizinische Betreuung der Verletzten. Eine obligatorische, rigorose technische Prüfung (die selbstverständlich vom Reiseveranstalter zu bezahlen ist!!!) aller Busse an Österreichs Grenzen würde die Zahl der Busreisen aufgrund der in Kauf zu nehmenden Wartezeiten von bis zu mehreren Tagen sehr schnell drastisch verringern, was eine Verlegung einiger Reisen auf die Bahn, die anerkanntermaßen umweltfreundlicher und risikoärmer ist, fördern würde. Folgen: Die Busreisen werden eingedämmt, dem Umweltschutz ist gedient, Österreichs Krankenhäuser werden weniger belastet, die Bahn macht möglicherweise trotz Neuen Austro–Takts etwas Geschäft — und unser aller Geld, das wir in Form von Steuern sonst dafür bezahlen müßten, kann sinnvoller, d.h. vor allem für Österreich und seine Bürger eingesetzt werden.
Flüchtlinge sind Menschen, die ihr Vaterland aus eigenem Entschluß (wie immer auch selbiger zustandegekommen sein mag) verlassen. Sie sind zu unterscheiden von den Heimatvertriebenen, wie zum Beispiel Schlesier und Sudetendeutsche, die ihre Heimat 1945 nicht verlassen wollten. An Motiven, die jemanden dazu bewegen können, sein Land zu verlassen und alles bisherige mit einem Schlag aufzugeben, sind anzuführen (die nachfolgenden Punkte erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit):
Personen, die ihr Land freiwillig, aufgrund rein im persönlichen Bereich anzusiedelnder Umstände (wie etwa mangelnde berufliche Perspektiven, die nicht auf Diskriminierung beruhen, oder etwa ein größerer Verdienst im Ausland) verlassen, sind keine Flüchtlinge, sondern Einwanderer.
Es bedarf wohl keiner besonderen Erörterung, daß Menschen, die ihr Land verlassen, weil sie gegen sie oder ihre Angehörigen gerichtete Verstöße gegen grundlegende Menschenrechte wie etwa das Recht auf Leben oder jenes auf persönliche Freiheit entweder befürchten oder bereits erlebt haben und mit weiteren Repressalien rechnen müssen (sie auch die „Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten”), Menschen also, die berechtigte Angst haben, auch in Österreich Zuflucht finden sollen.* Selbst wenn ich nicht eine Verfolgung dieser Art am eigenen Leibe erlebt habe, so ahne ich doch aus den übereinstimmenden Erzählungen von Freunden und Verwandten, die einer solchen ausgesetzt waren und die nicht fliehen konnten, welche Grausamkeiten diese Leute oft durchmachen. Wie erl&oum;send muß es in einer solchen Situation sein, das rettende andere Ufer, die Grenze, die Räume einer Botschaft oder eines Konsulates zu erreichen! Es ist mir durchaus verständlich, daß politische Flüchtlinge gerade nach Österreich gerne kommen: wir sind ein neutrales Land, haben eine demokratische Verfassung mit Menschenrechtsgarantien, die weitestgehend realisiert sind; die wirtschaftliche und soziale Lage Österreich ist trotz aller Schwierigkeiten und Skandale keinesfalls als katastrophal zu bezeichnen; selten ist außerdem in einem Land die Ausländerfeindlichkeit so verpönt (wenn auch immer latent vorhanden) wie bei uns. Österreichs Flüchtlingspolitik aber ist katastrophal! Womit diese Leute nämlich in der Regel nicht rechnen, ist die österreichische Bürokratie, was sie wohl in jedem Fall unterschätzen, ist ihre Konkurrenz, die sogenannten Wirtschaftsflüchtlinge, von denen später noch die Rede sein wird. Es kann durchaus als sinnvoll bezeichnet werden, wenn die Hilfe, die politischen Flüchtlingen gewährt wird, selbigen schnell, menschlich und effizient zuteil wird. Die Umstände, unter denen diese Menschen im Auffanglager Traiskirchen leben, sind einfach als trist zu bezeichnen. Gemeint ist hier nicht so sehr die Ausstattung des Lagers und die Behandlung der Flüchtlinge, sondern vielmehr die Tatsache, wie lange man diese im Unklaren läßt, wie sehr man sie mit einer Bürokratie konfrontiert, wie rasch man auf österreichischer Seite besonders bei diffizilen Fällen der Einfachheit und „Kostenersparnis” halber bereit ist, sie in einen Topf mit den erwähnten Wirtschaftsflüchtlingen zu werfen. Selbst aus dem distanzierten und polarisierten Blickwinkel der Fernsehkamera wird deutlich, daß Österreich einfach anders ist. Beamtenmangel und Beamtenmentalität sowie wachsende Aktenberge einerseits, steigende Flüchtlingszahlen und große Worte von Politikern in der Weltöffentlichkeit andererseits, man werde allen „Verfolgten” helfen, schaffen einen klaffenden Schlund der Probleme und des Widerspruchs, der von wachsendem Unverständnis und wachsender Unzufriedenheit der österreichischen Bevölkerung, die das alles mit ihren Steuergeldern bezahlen muß, langsam aber stetig gefüllt wird und überzugehen droht.
„Ich nix deutsch, aber Österreicher!”
Viele Österreicher wissen nämlich noch aus eigener Erfahrung, daß Menschen, die extreme physische und/oder psychische Entbehrungen und Grausamkeiten erdulden mußten, eine gewisse Art der Bescheidenheit sowie der Wille auszeichnet, von jeder guten Möglichkeit, sich sein neues Leben aufzubauen, (möglichst konfliktfrei) zu nutzen. Wird entsprechende Gelegenheit geboten (z.B. organisierte qualifizierte Deutschkurse für anerkannte, zu naturalisierende politische Flüchtlinge) und wird von ihr kein oder nur mäßiger Gebrauch gemacht, so fehlt es dem Betreffenden einfach an Glaubwürdigkeit, so wie es auch den österreichischen Behörden an Glaubwürdigkeit fehlt, wenn sie die erwähnten Möglichkeiten nicht bieten und somit eine reale Flüchtlingspolitik unmöglich machen.
Polen — einfach unerwünscht?
Mir ist völlig klar, daß nach dem Fall des Eisernen Vorhanges Tschechen, Slowaken, Ungarn, Polen, Deutsche, und viele andere zu uns strömen, um zu sehen, wie wir leben, war wir uns in der Zeit der Trennung aufgebaut haben: Neugier ist einfach menschlich. Ich finde es gut, wenn diese Leute, die ja einen ungeheuren Nachholbedarf haben, zu uns kommen, bei uns sehen und lernen, um das so erworbene Wissen bei sich zu Hause ensetzen zu können. So bin ich auch gerne bereit, das Verhalten eines Ehepaares, das eines Tages meine Bank betrat, nach den Kosten jener Karte fragte, mit der man an den Automaten so viel Geld holen kann, und sich erkundigte, ob es diese Karte für ehemalige DDR–Bürger vielleicht eine zeitlang gratis gäbe, post–kommunistischer Naivität und nicht etwa böswilligem Schmarotzertum zuzuschreiben. Jenen aber, die nur deswegen nach Österreich kommen, um durch Geschäfte oder sonstige Handlungen, die zum überwiegenden Teil zu unser aller Lasten gehen, sich persönliche Vorteile verschaffen, die nicht gerechtfertigt sind und ihnen daher in keiner Weise zustehen, sollte in aller Deutlichkeit beigebracht werden, daß sie unerwünscht sind — ganz egal, aus welchem Land sie kommen. Abgesehen vom wirtschaftlichen Schaden, den sie dem Land und seinen Bewohnern zufügen, erzeugen sie durch ihr rücksichtsloses Verhalten eine Ausländerfeindlichkeit, die durch die Vermassung des Problems eine Vermassung der Verbreitung erfährt und damit eine gefährliche Ziellosigkeit und Unkontrollierbarkeit. Es ist allgemein bekannt, daß es in Polen — wie in den anderen (ehemaligen) kommunistischen Ländern auch — einen außergewöhnlich gut bestückten Schwarzmarkt gab und auch heute noch gibt. Im Gegensatz zu einigen Wiener Politikern bin ich keineswegs der Ansicht, daß ein solcher Schwarzmarkt aus dem Stadtbild dieser Stadt nicht wegzudenken wäre. Wenn man wie ich weiß, wie scharf die Kontrollen nach dem Lebensmittelrecht für österreichische Besitzer von Imbißläden sind, hat wohl kein Verständnis dafür, daß nicht mit aller Heftigkeit gegen Polen vorgegangen wird, die Fleisch- und Wurstwaren, die sie kiloweise aus ihrem Land mitgebracht haben, in dem diese Dinge ohnehin noch knapp sind, einfach offen auf der (noch heißen) Kühlerhaube ihres Autos verkaufen. Es stellt sich die Frage, ob österreichische Behörden die Gesundheit der Bevölkerung nur dann ein Anliegen ist, wenn es sich beim Verkäufer um relativ leicht zu kontrollierende Inländer handelt ... In Deutschland und anderen west- und mitteleuropäischen Ländern ist das anders: Dort werden Polen bei der Einreise und bei der Ausreise extrem genau kontrolliert, was eine rasche Eindämmung des Lebensmittelschwarzmarktes zur Folge hat; das Problem wurde einer adäquaten Behandlung zugeführt. Angesichts der Tatsache, daß es auch zur Hochsaison eine Reihe arbeitsloser österreichischer oder dauernd in Österreich lebender ausländischer Bauarbeiter gibt, habe ich auch kein Verständnis für den sogenannten Polenstrich, auf dem Ausländer sich für Schwarzarbeit anbieten. Die „Reviere” dieser Leute, die der österreichischen Wirtschaft und der Arbeitsmoral beträchtlichen Schaden zufügen, sind ebenso bekannt wie die Treffs der Drogenszene von Wien — geredet wird viel davon, getan wird gegen beide kaum etwas. A propos Strich: Ausländische (Geheim–)Prostituierte nehmen nicht nur den österreichischen das Geschäft weg (darüber wird mich wohl keiner eine Träne vergießen sehen), sondern sind wegen der inländischen Konkurrenz gezwungen, etwa den Kondomgebrauch um einiges lockerer zu handhaben; da sie sich meist auch illegal in Österreich aufhalten, ist jede gesundheitliche Vorsorge und Behandlung ausgeschlossen. Es liegt auf der Hand, daß — abgesehen vom moralischen Aspekt — die weitere Ausbreitung diverser Geschlechtskrankheiten oder auch von AIDS dadurch nicht gerade eingedämmt wird. Die finanzielle Relation ist völlig ungleich: eine wesentlich schärfere Kontrolle solcher Leute und ein rigoroses Vorgehen ihnen gegenüber würde wohl um einiges weniger kosten als die langwierige medizinische Behandlung der Erkrankten (die wieder einmal wir mit unseren Steuern und Beiträgen bezahlen müssen).
Auch hier würde ein rigoroses Vorgehen gegen solche Leute nicht nur uns Österreichern, sondern auch den vielen ehrlichen Ausländern helfen, die in unserem Land leben dürfen und auch leben sollen. Aber auch die vielen „Wirtschaftsflüchtlinge”, die nicht grob illegale Mittel anwenden, um hier zu leben, schaffen Probleme. Mir ist dabei durchaus klar, daß diese Leute es nicht immer leicht haben. Man denke nur beispielsweise an die sogenannten „Parkplatz–Polen” (hier sind es wirklich fast ausschließlich Polen), die in den Abend- und Nachtstunden jeden Autobahnparkplatz zwischen Wien und Graz bevölkern, daß oft kein anderer einen Rastplatz finden kann. Abgesehen davon, daß sie die Parkplätze nicht ihrem Zweck entsprechend zum Rasten, sondern zum Campen verwenden; abgesehen davon, daß diese Leute nur sehr wenig Geld — wenn überhaupt — haben, aber dafür in hohem Maße österreichische Infrastruktur nutzen, die wir bezahlen müssen; abgesehen davon, daß es für sie in Österreich langfristig ohnehin keine Zukunft geben kann, da sonst eine große Zahl weiterer „Flüchtlinge” ins Land käme (die vielleicht gar unter Hinweis auf ihre Vorgänger Ansprüche erheben würden); abgesehen von diesen Dingen schaden sie auch in gewisser Weise dem Ansehen Österreichs: Sie zeigen nicht nur uns Österreichern, sondern auch den zu uns kommenden Touristen deutlich, daß wir die Probleme (noch) nicht unter Kontrolle haben, daß die Worte unserer Politiker zumindest nicht ganz ernstzunehmen sind, daß unsere „Flüchtlingspolitik” nicht das ist, wofür sie in der Weltöffentlichkeit ausgegeben wird.
Wird dem Touristen alles absolut mundlg;erecht serviert, wird von ihm keine Eigeninitiative verlangt, sodaß er sich an die Regeln, Sitten und Gebräuche des von ihm bereisten Land anpassen muß, um es kennenzulernen, wird er zwar möglicherweise von uns profitieren, wir aber sicher nicht von ihm. Wenn wir nicht dafür sorgen, daß Ausländer regionale Kultur kennen–, schätzen und akzeptieren lernen, werden sie uns eines Tages vollends ihre eigene Subkultur aufzwingen — die rapide Ausbreitung der MacDonald's Restaurants sind nur ein harmloses Anzeichen dafür. Wird nicht rigoros gegen ausländische Kriminelle (gegen inländische natürlich auch) vorgegangen, werden dadurch nur weitere Kriminelle angelockt zu unserem eigenen Schaden wie zu dem der vielen ehrlichen Ausländer. Wehret den Anfängen — zu unser aller Schutz.
Ausländer pfui?
Das Geschwätz unserer Politiker von scheinbar notwendiger „Internationalisierung” — auch im Hinblick auf einen ganz sicher notwendigen EG–Beitritt Österreichs — kann hier auch nicht dienlich sein. Vielfalt ist das anzustrebende Ziel — wenn wir dann damit umgehen können. Elias Canetti hat in seinen Aufzeichnungen aus dem Jahre 1945 festgehalten: „Die Überwindung des Nationalismus [und damit auch die radikale Eindämmung von Ausländerfeindlichkeit und den sie begleitenden Vorurteilen, Anm.] liegt nicht im Internationalismus, wie viele geglaubt haben, denn wir sprechen Sprachen. Sie liegt im Plurinationalismus.” Denken wir darüber nach. Nachdenken schafft Interesse, Interesse verlangt nach Information, fundierte Information wiederum ist die Grundlage für adäquates, langfristig richtiges Handeln, mit dem die Probleme wirksam bekämpft werden können. Denken wir darüber nach — zu unser aller Vorteil!
* Der Einfachheit halber will ich sie in der Folge „politische Flüchtlinge” nennen, obwohl ich mir natürlich dessen bewußt bin, daß dies der Realität keinesfalls gerecht wird. |
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