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Die Eu­ro­päi­sche Kon­ven­tion zum Schut­ze der
Men­schen­rech­te und Grund­frei­hei­ten

vom 4. No­vem­ber 1950, ge­än­dert durch Pro­to­koll Nr. 11 vom 11. Mai 1994

(Nicht­amt­li­che Über­set­zung aus der eng­li­schen und fran­zö­si­schen Sprache)


Präambel

ln Er­wä­gung der All­ge­mei­nen Er­klä­rung der Men­schen­rech­te, die von der Ge­ne­ral­ver­samm­lung der Ver­ein­ten Na­tio­nen am 10. De­zem­ber 1948 ver­kün­det wur­de;

in der Er­wä­gung, daß die­se Er­klä­rung be­zweckt, die all­ge­mei­ne und wirk­sa­me An­er­ken­nung und Ein­hal­tung der da­rin er­klär­ten Rech­te zu ge­währ­lei­sten;

in der Er­wä­gung, daß das Ziel des Eu­ro­pa­ra­tes die Her­bei­füh­rung einer grö­ße­ren Einig­keit un­ter sei­nen Mit­glie­dern ist und daß eines der Mit­tel zur Er­rei­chung die­ses Zie­les in der Wah­rung und in der Ent­wick­lung der Men­schen­rech­te und Grund­frei­hei­ten be­steht;

unter er­neu­ter Be­kräf­ti­gung ih­res tie­fen Glau­bens an die­se Grund­frei­hei­ten, wel­che die Grund­la­ge der Ge­recht­ig­keit und des Frie­dens in der Welt bil­den, und de­ren Auf­recht­er­hal­tung we­sent­lich auf einem wahr­haft de­mo­kra­ti­schen po­li­ti­schen Re­gi­me einer­seits und auf einer ge­mein­sa­men Auf­fas­sung und Ach­tung der Men­schen­rech­te an­de­rer­seits be­ruht, von de­nen sie sich her­lei­ten;

ent­schlos­sen, als Re­gie­run­gen eu­ro­päi­scher Staa­ten, die vom glei­chen Gei­ste be­seelt sind und ein ge­mein­sa­mes Er­be an gei­sti­gen Gü­tern, po­li­ti­schen Über­lie­fe­run­gen, Ach­tung der Frei­heit und Vor­herr­schaft des Ge­set­zes be­sit­zen, die er­sten Schrit­te auf dem We­ge zu einer kol­lek­ti­ven Ga­ran­tie ge­wis­ser in der All­ge­mei­nen Er­klä­rung ver­kün­de­ter Rech­te zu un­ter­neh­men;

ver­ein­ba­ren die un­ter­zeich­nen­den Re­gie­run­gen und Mit­glie­der des Eu­ro­pa­ra­tes fol­gen­des:


Abschnitt I

Rechte und Freiheiten


Artikel 1
Verpflichtung zur Achtung der Menschenrechte

    Die Ho­hen Vertrag­schlie­ßen­den Tei­le si­chern al­len ih­rer Herr­schafts­ge­walt un­ter­ste­hen­den Per­so­nen die in Ab­schnitt I die­ser Kon­ven­tion nie­der­ge­leg­ten Rech­te und Frei­hei­ten zu.


Artikel 2
Recht aller auf Leben

    (1) Das Recht je­des Men­schen auf das Le­ben wird ge­setz­lich ge­schützt. Ab­ge­se­hen von der Voll­stre­ckung eines To­des­ur­teils, das von einem Ge­richt im Fal­le eines durch Ge­setz mit der To­des­stra­fe be­droh­ten Ver­bre­chens aus­ge­spro­chen wor­den ist, darf eine ab­sicht­li­che Tö­tung nicht vor­ge­nom­men wer­den.

    (2) Die Tö­tung wird nicht als Ver­let­zung die­ses Ar­ti­kels be­trach­tet, wenn sie sich aus einer un­be­dingt er­for­der­li­chen Ge­walt­an­wen­dung er­gibt:

      a) um die Ver­tei­di­gung eines Men­schen ge­gen­über rechts­wid­ri­ger Ge­walt­an­wen­dung si­cher­zu­stel­len;

      b) um eine ord­nungs­ge­mä­ße Fest­nah­me durch­zu­füh­ren oder das Ent­kom­men einer ord­nungs­ge­mäß fest­ge­hal­te­nen Per­son zu ver­hin­dern;

      c) um im Rah­men der Ge­set­ze einen Auf­ruhr oder einen Auf­stand zu un­ter­drücken.


Artikel 3
Verbot der Folter

    Nie­mand darf der Fol­ter oder un­mensch­li­cher oder er­nie­dri­gen­der Stra­fe oder Be­hand­lung un­ter­wor­fen wer­den.


Artikel 4
Verbot der Sklaverei und der Zwangsarbeit

    (1) Nie­mand darf in Skla­ve­rei oder Leib­eigen­schaft ge­hal­ten wer­den.

    (2) Nie­mand darf ge­zwun­gen wer­den, Zwangs- oder Pflicht­ar­beit zu ver­rich­ten.

    (3) Als „Zwangs- oder Pflicht­ar­beit” im Sin­ne die­ses Ar­ti­kels gilt nicht:

      a) je­de Ar­beit, die nor­ma­ler­wei­se von einer Per­son ver­langt wird, die un­ter den von Ar­ti­kel 5 der vor­lie­gen­den Kon­ven­tion vor­ge­se­he­nen Be­din­gun­gen in Haft ge­hal­ten oder be­dingt frei­ge­las­sen wor­den ist;

      b) je­de Dienst­lei­stung mi­li­täri­schen Cha­rak­ters, oder im Fal­le der Ver­wei­ge­rung aus Ge­wis­sens­grün­den in Län­dern, wo die­se als be­rech­tigt an­er­kannt ist, eine son­sti­ge an­stel­le der mi­li­tä­ri­schen Dienst­pflicht tre­ten­de Dienst­lei­stung;

      c) je­de Dienst­lei­stung im Fal­le von Not­stän­den und Ka­ta­stro­phen, die das Le­ben oder das Wohl der Ge­mein­schaft be­dro­hen,

      d) je­de Ar­beit oder Dienst­lei­stung, die zu den nor­ma­len Bür­ger­pflich­ten ge­hört.


Artikel 5
Recht auf Freiheit und Sicherheit

    (1) Je­der Mensch hat ein Recht auf Frei­heit und Si­cher­heit. Die Frei­heit darf einem Men­schen nur in den fol­gen­den Fäl­len und nur auf dem ge­setz­lich vor­ge­schrie­be­nen We­ge ent­zo­gen wer­den:

      a) wenn er recht­mä­ßig nach Ver­ur­tei­lung durch ein zu­stän­di­ges Ge­richt in Haft ge­hal­ten wird;

      b) wenn er recht­mä­ßig fest­ge­nom­men wor­den ist oder in Haft ge­hal­ten wird we­gen Nicht­be­fol­gung eines recht­mä­ßi­gen Ge­richts­be­schlus­ses oder zur Er­zwin­gung der Er­fül­lung einer durch das Ge­setz vor­ge­schrie­be­nen Ver­pflich­tung;

      c) wenn er recht­mä­ßig fest­ge­nom­men wor­den ist oder in Haft ge­hal­ten wird zum Zwecke sei­ner Vor­füh­rung vor die zu­stän­di­ge Ge­richts­be­hör­de, so­fern hin­rei­chen­der Ver­dacht da­für be­steht, daß der Be­tref­fen­de eine straf­ba­re Hand­lung be­gan­gen hat, oder be­grün­de­ter An­laß zu der An­nah­me be­steht, daß es not­wen­dig ist, den Be­tref­fen­den an der Be­ge­hung einer straf­ba­ren Hand­lung oder an der Flucht nach Be­ge­hung einer sol­chen zu hin­dern;

      d) wenn es sich um die recht­mä­ßi­ge Haft eines Min­der­jähri­gen han­delt, die zum Zwecke über­wach­ter Er­zie­hung an­ge­ord­net ist, oder um die recht­mä­ßi­ge Haft einer sol­chen, die zwecks Vor­füh­rung vor die zu­stän­di­ge Be­hör­de ver­hängt ist;

      e) wenn er sich in recht­mä­ßi­ger Haft be­fin­det, weil er eine Ge­fah­ren­quel­le für die Aus­brei­tung an­stecken­der Krank­hei­ten bil­det, oder weil er gei­stes­krank, Al­ko­ho­li­ker, rausch­gift­süch­tig oder Land­strei­cher ist;

      f) wenn er recht­mä­ßig fest­ge­nom­men wor­den ist oder in Haft ge­hal­ten wird, um ihn da­ran zu hin­dern, un­be­rech­tigt in das Staats­ge­biet ein­zu­drin­gen oder weil er von einem ge­gen ihn schwe­ben­den Aus­wei­sung- oder Aus­lie­fe­rungs­ver­fah­ren be­trof­fen ist.

    (2) Je­der Fest­ge­nom­me­ne muß un­ver­züg­lich und in einer ihm ver­ständ­li­chen Spra­che über die Grün­de sei­ner Fest­nah­me und über die ge­gen ihn er­ho­be­nen Be­schul­di­gun­gen un­ter­rich­tet wer­den.

    (3) Je­de nach der Vor­schrift des Ab­sat­zes 1 c die­ses Ar­ti­kels fest­ge­nom­me­ne oder in Haft ge­hal­te­ne Per­son muß un­ver­züg­lich einem Rich­ter oder einem an­de­ren, ge­setz­lich zur Aus­übung rich­ter­li­cher Funk­tio­nen er­mäch­tig­ten Be­am­ten vor­ge­führt wer­den. Er hat An­spruch auf Ab­ur­tei­lung in­ner­halb einer an­ge­mes­se­nen Frist oder auf Haft­ent­las­sung wäh­rend des Ver­fah­rens. Die Frei­las­sung kann von der Lei­stung einer Si­cher­heit für das Er­schei­nen vor Ge­richt ab­hän­gig ge­macht wer­den.

    (4) Je­der, der sei­ner Frei­heit durch Fest­nah­me oder Haft be­raubt ist, hat das Recht, ein Ver­fah­ren zu be­an­tra­gen, in dem von einem Ge­richt un­ver­züg­lich über die Recht­mä­ßig­keit der Haft ent­schie­den wird und im Fal­le der Wi­der­recht­lich­keit seine Ent­las­sung an­ge­ord­net wird.

    (5) Je­der, der en­tge­gen den Be­stim­mun­gen die­ses Ar­ti­kels von Fest­nah­me oder Haft be­trof­fen wor­den ist, hat An­spruch auf Scha­den­er­satz.


Artikel 6
Recht auf ein faires Verfahren

    (1) Je­der­mann hat An­spruch da­rauf, daß sei­ne Sa­che in bil­li­ger Wei­se öf­fent­lich und in­ner­halb einer an­ge­mes­se­nen Frist ge­hört wird, und zwar von einem un­ab­hän­gi­gen und un­par­teii­schen, auf Ge­setz be­ru­hen­den Ge­richt, das über zi­vil­recht­li­che An­sprü­che und Ver­pflich­tun­gen oder über die Stich­hal­tig­keit der ge­gen ihn er­ho­be­nen straf­recht­li­chen An­kla­ge zu ent­schei­den hat. Das Ur­teil muß öf­fent­lich ver­kün­det wer­den, je­doch kann die Pres­se und die Öf­fent­lich­keit wäh­rend der ge­sam­ten Ver­hand­lung oder eines Tei­les der­sel­ben im In­ter­es­se der Sitt­lich­keit, der öf­fent­li­chen Ord­nung oder der na­tio­na­len Si­cher­heit in einem de­mo­kra­ti­schen Staat aus­ge­schlos­sen wer­den, oder wenn die In­ter­es­sen von Ju­gend­li­chen oder der Schutz des Pri­vat­le­bens der Pro­zeß­par­tei­en es verlan­gen oder, und zwar un­ter be­son­de­ren Um­stän­den, wenn die öf­fent­li­che Ver­hand­lung die In­ter­es­sen der Rechts­pfle­ge be­ein­träch­ti­gen wür­de, in die­sem Fall je­doch nur in dem nach Auf­fas­sung des Ge­richts er­for­der­li­chen Um­fang.

    (2) Bis zum ge­setz­li­chen Nach­weis sei­ner Schuld wird ver­mu­tet, daß der we­gen einer straf­ba­ren Hand­lung An­ge­klag­te un­schul­dig ist.

    (3) Je­der An­ge­klag­te hat min­de­stens (eng­li­scher Text) ins­be­son­de­re (fran­zö­si­scher Text) die fol­gen­den Rech­te:

      a) un­ver­züg­lich in einer für ihn ver­ständ­li­chen Spra­che in al­len Ein­zel­hei­ten über die Art und den Grund der ge­gen ihn er­ho­be­nen Be­schul­di­gung in Kennt­nis ge­setzt zu wer­den;

      b) über aus­rei­chen­de Zeit und Ge­le­gen­heit zur Vor­be­rei­tung sei­ner Ver­tei­di­gung zu ver­fü­gen;

      c) sich selbst zu ver­tei­di­gen oder den Bei­stand eines Ver­tei­di­gers sei­ner Wahl zu er­hal­ten und, falls er nicht über die Mit­tel zur Be­zah­lung eines Ver­tei­di­gers ver­fügt, un­ent­gelt­lich den Bei­stand eines Pflicht­ver­tei­di­gers zu er­hal­ten, wenn dies im In­ter­es­se der Rechts­pflege er­for­der­lich ist;

      d) Fra­gen an die Be­la­stungs­zeu­gen zu stel­len oder stel­len zu las­sen und die La­dung und Ver­neh­mung der Ent­la­stungs­zeu­gen un­ter den­sel­ben Be­din­gun­gen wie die der Be­la­stungs­zeu­gen zu er­wir­ken;

      e) die un­ent­gelt­li­che Bei­zie­hung eines Dol­met­schers zu ver­lan­gen, wenn er die Ver­hand­lungs­spra­che des Ge­richts nicht ver­steht oder sich nicht da­rin ausdrücken kann.


Artikel 7
Keine Strafe ohne Gesetz

    (1) Nie­mand kann we­gen einer Hand­lung oder Un­ter­las­sung ver­ur­teilt wer­den, die zur Zeit ih­rer Be­ge­hung nach in­län­di­schem oder in­ter­na­tio­na­lem Recht nicht straf­bar war. Eben­so darf kei­ne hö­he­re Stra­fe als die im Zeit­punkt der Be­ge­hung der straf­ba­ren Hand­lung an­ge­droh­te Stra­fe ver­hängt wer­den.

    (2) Durch die­sen Ar­ti­kel darf die Ver­ur­tei­lung oder Be­stra­fung einer Per­son nicht aus­ge­schlos­sen wer­den, die sich einer Hand­lung oder Un­ter­las­sung schul­dig ge­macht hat, wel­che im Zeit­punkt ih­rer Be­ge­hung nach den von den zi­vi­li­sier­ten Völ­kern all­ge­mein an­er­kann­ten Rechts­grund­sät­zen straf­bar war.


Artikel 8
Recht auf Achtung des Privat– und Familienlebens

    (1) Je­der­mann hat An­spruch auf Ach­tung sei­nes Pri­vat- und Fa­mi­lien­le­bens, sei­ner Woh­nung und sei­nes Brief­ver­kehrs.

    (2) Der Ein­griff einer öf­fent­li­chen Be­hör­de in die Aus­übung die­ses Rechts ist nur statt­haft, in­so­weit die­ser Ein­griff ge­setz­lich vor­ge­se­hen ist und eine Maß­nah­me dar­stellt, die in einer de­mo­kra­ti­schen Ge­sell­schaft für die na­tio­na­le Si­cher­heit, die öf­fent­li­che Ru­he und Ord­nung, das wirt­schaft­li­che Wohl des Lan­des, die Ver­tei­di­gung der Ord­nung und zur Ver­hin­de­rung von straf­ba­ren Hand­lun­gen, zum Schutz der Ge­sund­heit und der Mo­ral oder zum Schutz der Rech­te und Frei­hei­ten an­de­rer not­wen­dig ist.


Artikel 9
Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit

    (1) Je­der­mann hat An­spruch auf Ge­dan­ken-, Ge­wis­sens- und Re­li­gions­frei­heit; die­ses Recht um­faßt die Frei­heit des ein­zel­nen zum Wech­sel der Re­li­gion oder der Welt­an­schau­ung, so­wie die Frei­heit, seine Re­li­gion oder Welt­an­schau­ung ein­zeln oder in Ge­mein­schaft mit an­de­ren öf­fent­lich oder pri­vat, durch Got­tes­dienst, Un­ter­richt, durch die Aus­füh­rung und Be­ach­tung re­li­giö­ser Ge­bräu­che aus­zu­üben.

    (2) Die Re­li­gions- und Be­kennt­nis­frei­heit darf nicht Ge­gen­stand an­de­rer als vom Ge­setz vor­ge­se­he­ner Be­schrän­kun­gen sein, die in einer de­mo­kra­ti­schen Ge­sell­schaft not­wen­di­ge Maß­nah­men im In­ter­es­se der öf­fent­li­chen Si­cher­heit, der öf­fent­li­chen Ord­nung, Ge­sund­heit und Mo­ral oder für den Schutz der Rech­te und Frei­hei­ten an­de­rer sind.


Artikel 10
Freiheit der Meinungsäußerung

    (1) Je­der hat An­spruch auf freie Mei­nungs­äuße­rung. Die­ses Recht schließt die Frei­heit der Mei­nung und die Frei­heit zum Emp­fang und zur Mit­tei­lung von Nach­rich­ten oder Ideen oh­ne Ein­grif­fe öf­fent­li­cher Be­hör­den und oh­ne Rück­sicht auf Lan­des­gren­zen ein. Die­ser Ar­ti­kel schließt nicht aus, daß die Staa­ten Rund­funk-, Licht­spiel- oder Fern­seh­un­ter­neh­men einem Ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren un­ter­wer­fen.

    (2) Da die Aus­übung die­ser Frei­hei­ten Pflich­ten und Ver­ant­wor­tung mit sich bringt, kann sie be­stimm­ten, vom Ge­setz vor­ge­se­he­nen Form­vor­schrif­ten, Be­din­gun­gen, Ein­schrän­kun­gen oder Straf­an­dro­hun­gen un­ter­wor­fen wer­den, wie sie vom Ge­setz vor­ge­schrie­ben und in einer de­mo­kra­ti­schen Ge­sell­schaft im In­ter­es­se der na­tio­na­len Si­cher­heit, der ter­ri­to­ria­len Un­ver­sehrt­heit oder der öf­fent­li­chen Si­cher­heit, der Auf­recht­er­hal­tung der Ord­nung und der Ver­bre­chens­ver­hü­tung, des Schut­zes der Ge­sund­heit und der Mo­ral, des Schut­zes des gu­ten Ru­fes oder der Rech­te an­de­rer, um die Ver­brei­tung von ver­trau­li­chen Nach­rich­ten zu ver­hin­dern oder das An­se­hen und die Un­par­tei­lich­keit der Rechts­pre­chung zu ge­währ­lei­sten, un­ent­behr­lich sind.


Artikel 11
Versammlungs– und Vereinigungsfreiheit

    (1) Alle Men­schen ha­ben das Recht, sich fried­lich zu ver­sam­meln und sich frei mit an­de­ren zu­sam­men­zu­schlie­ßen, ein­schließ­lich des Rechts, zum Schut­ze ih­rer In­ter­es­sen Ge­werk­schaf­ten zu bil­den und die­sen bei­zu­tre­ten.

    (2) Die Aus­übung die­ser Rech­te darf kei­ner an­de­ren Ein­schrän­kun­gen un­ter­wor­fen wer­den als den vom Ge­setz vor­ge­se­he­nen, die in einer de­mo­kra­ti­schen Ge­sell­schaft im In­ter­es­se der äuße­ren und in­ne­ren Sicher­heit, zur Auf­recht­er­hal­tung der Ord­nung und der Ver­bre­chens­ver­hü­tung, zum Schut­ze der Ge­sund­heit und der Mo­ral oder zum Schut­ze der Rech­te und Frei­hei­ten an­de­rer not­wen­dig sind. Die­ser Ar­ti­kel ver­bietet nicht, daß die Aus­übung die­ser Rech­te für Mit­glie­der der Streit­kräf­te, der Po­li­zei oder der Staats­ver­wal­tung ge­setz­li­chen Ein­schrän­kun­gen un­ter­wor­fen wird.


Artikel 12
Recht auf Eheschließung

    Mit Er­rei­chung des Hei­rats­al­ters ha­ben Män­ner und Frau­en das Recht, eine Ehe ein­zu­ge­hen und eine Fa­mi­lie nach den na­tio­na­len Ge­set­zen, die die Aus­übung die­ses Rechts re­geln, zu grün­den.


Artikel 13
Recht auf wirksame Beschwerde

    Sind die in der vor­lie­gen­den Kon­ven­tion fest­ge­leg­ten Rech­te und Frei­hei­ten ver­letzt wor­den, so hat der Ver­letz­te das Recht, eine wirk­sa­me Be­schwer­de bei einer na­tio­na­len In­stanz ein­zu­le­gen, selbst wenn die Ver­let­zung von Per­so­nen be­gan­gen wor­den ist, die in amt­li­cher Eigen­schaft ge­han­delt ha­ben.


Artikel 14
Verbot der Benachteiligung

    Der Ge­nuß der in der vor­lie­gen­den Kon­ven­tion fest­ge­leg­ten Rech­te und Frei­hei­ten muß oh­ne Un­ter­schied des Ge­schlechts, der Ras­se, Haut­far­be, Spra­che, Re­li­gion, po­li­ti­schen oder son­sti­gen An­schau­ungen, na­tio­na­len oder so­zia­len Her­kunft, Zu­ge­hö­rig­keit zu einer na­tio­na­len Min­der­heit, des Ver­mö­gens, der Ge­burt oder des son­sti­gen Sta­tus ge­währ­lei­stet wer­den.


Artikel 15
Außerkraftsetzen im Notstandsfall

    (1) Im Fal­le eines Krie­ges oder eines an­de­ren öf­fent­li­chen Not­stan­des, der das Le­ben der Na­tion be­droht, kann je­der der Ho­hen Ver­trag­schlie­ßen­den Tei­le Maß­nah­men er­grei­fen, wel­che die in die­ser Kon­ven­tion vor­ge­se­he­nen Ver­pflich­tun­gen in dem Um­fang, den die La­ge un­be­dingt er­for­dert, und un­ter der Be­din­gung außer Kraft set­zen, daß die­se Maß­nah­men nicht im Wi­der­spruch zu den son­sti­gen völ­ker­recht­li­chen Ver­pflich­tun­gen ste­hen.

    (2) Die vor­ste­hen­de Be­stim­mung ge­stat­tet kein Außer­kraft­set­zen des Ar­ti­kels 2 außer bei To­des­fäl­len, die auf recht­mä­ßige Kriegs­hand­lun­gen zu­rück­zu­füh­ren sind, oder der Ar­ti­kel 3, 4 (Ab­satz 1) und 7.

    (3) Je­der Ho­he Ver­trag­schlie­ßen­de Teil, der die­ses Recht der Außer­kraft­set­zung aus­übt, hat den Ge­ne­ral­se­kre­tär des Eu­ro­pa­rats ein­ge­hend über die ge­trof­fe­nen Maß­nah­men und de­ren Grün­de zu un­ter­rich­ten. Er muß den Ge­ne­ral­se­kre­tär des Eu­ro­pa­rats auch über den Zeit­punkt in Kennt­nis set­zen, in dem die­se Maß­nah­men außer Kraft ge­tre­ten sind und die Vor­schrif­ten der Kon­ven­tion wie­der vol­le An­wen­dung fin­den.


Artikel 16
Beschränkung der politischen Tätigkeit von Ausländern

    Kei­ne der Be­stim­mun­gen der Ar­ti­kel 10, 11 und 14 darf so aus­ge­legt wer­den, daß sie den Ho­hen Ver­trag­schlie­ßen­den Par­tei­en ver­bie­tet, die po­li­ti­sche Tä­tig­keit von Aus­län­dern Be­schrän­kun­gen zu un­ter­wer­fen.


Artikel 17
Begrenzung der Rechtseinschränkungen

    Kei­ne Bestim­mung die­ser Kon­ven­tion darf da­hin aus­ge­legt wer­den, daß sie für einen Staat, eine Grup­pe oder eine Per­son das Recht be­grün­det, eine Tä­tig­keit aus­zu­üben oder eine Hand­lung zu be­ge­hen, die auf die Ab­schaf­fung der in der vor­lie­gen­den Kon­ven­tion fest­ge­leg­ten Rech­te und Frei­hei­ten oder auf wei­ter­ge­hen­de Be­schrän­kun­gen die­ser Rech­te und Frei­hei­ten, als in der Kon­ven­tion vor­ge­se­hen, hin­zielt.


Artikel 18
Verbot des Mißbrauchs der Rechte

    Die nach der vor­lie­gen­den Kon­ven­tion ge­stat­te­ten Ein­schrän­kun­gen die­ser Rech­te und Frei­hei­ten dür­fen nicht für an­de­re Zwecke als die vor­ge­se­he­nen an­ge­wandt wer­den.



Abschnitt II

Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte


Artikel 19
Errichtung des Gerichtshofs

    Um die Ein­hal­tung der Ver­pflich­tun­gen si­cher­zu­stel­len, wel­che die Ho­hen Ver­trag­schlie­ßen­den Tei­le in die­ser Kon­ven­tion und den Pro­to­kol­len da­zu über­nom­men ha­ben, wird ein Eu­ro­päi­scher Ge­richts­hof für Men­schen­rech­te, im fol­gen­den als „Gerichts­hof” be­zeich­net, er­rich­tet. Er nimmt sei­ne Auf­ga­ben als stän­di­ger Ge­richts­hof wahr.


Artikel 20
Zahl der Richter

    Die Zahl der Rich­ter des Ge­richts­hofs ent­spricht der­je­ni­gen der Ho­hen Ver­trag­schlie­ßen­den Tei­le.


Artikel 21
Voraussetzungen für das Amt

    (1) Die Rich­ter müs­sen ho­hes sitt­li­ches An­se­hen ge­nie­ßen und ent­we­der die für die Aus­übung ho­her rich­ter­li­cher Äm­ter er­for­der­li­chen Vor­aus­set­zun­gen er­fül­len oder Rechts­ge­lehr­te von an­er­kann­tem Ruf sein.

    (2) Die Rich­ter ge­hö­ren dem Ge­richts­hof in ih­rer per­sön­li­chen Eigen­schaft an.

    (3) Wäh­rend der Amts­zeit dür­fen die Rich­ter kei­ne Tä­tig­keit aus­üben, die mit ih­rer Un­ab­hän­gig­keit, ih­rer Un­par­tei­lich­keit oder mit den Er­for­der­nis­sen der Voll­zeit­be­schäf­ti­gung in die­sem Amt un­ver­ein­bar ist; al­le Fra­gen, die sich aus der An­wen­dung die­ses Ab­sat­zes er­ge­ben, wer­den vom Ge­richts­hof ent­schie­den.


Artikel 22
Wahl der Richter

    (1) Die Rich­ter wer­den von der Par­la­men­ta­ri­schen Ver­samm­lung für jeden Ho­hen Ver­trag­schlie­ßen­den Teil mit Stim­men­mehr­heit aus einer Li­ste von drei Kan­di­da­ten ge­wählt, die von dem Ho­hen Ver­trag­schlie­ßen­den Teil vor­ge­schla­gen wer­den.

    (2) Das­sel­be Ver­fah­ren wird ange­wen­det, um den Ge­richts­hof im Fal­le des Bei­tritts neuer Ho­her Ver­trag­schlie­ßen­der Tei­le zu er­gän­zen und um frei­ge­wor­de­ne Sit­ze zu beset­zen.


Artikel 23
Amtszeit

    (1) Die Rich­ter wer­den für sechs Jah­re ge­wählt. Ih­re Wie­der­wahl ist zu­läs­sig. Je­doch en­det die Amts­zeit der Hälf­te der bei der er­sten Wahl ge­wähl­ten Rich­ter nach drei Jah­ren.

    (2) Die Rich­ter, de­ren Amts­zeit nach drei Jah­ren en­det, wer­den vom Ge­ne­ral­se­kre­tär des Eu­ro­pa­rats durch das Los be­stimmt.

    (3) Um so­weit wie mög­lich si­cher­zu­stel­len, daß die Hälf­te der Rich­ter al­le drei Jah­re neu ge­wählt wird, kann die Par­la­men­ta­ri­sche Ver­samm­lung vor je­der spä­te­ren Wahl be­schlie­ßen, daß die Amts­dau­er eines oder meh­re­rer der zu wäh­len­den Rich­ter nicht sechs Jah­re be­tra­gen soll, wo­bei die­se Amts­zeit we­der län­ger als neun noch kür­zer als drei Jah­re sein darf.

    (4) Sind me­hre­re Äm­ter zu be­set­zen und wen­det die Par­la­men­ta­ri­sche Ver­samm­lung Ab­satz 3 an, so wird die Zu­tei­lung der Amts­zei­ten vom Ge­ne­ral­se­kre­tär des Eu­ro­pa­rats un­mit­tel­bar nach der Wahl durch das Los be­stimmt.

    (5) Ein Rich­ter, der an­stel­le eines Rich­ters ge­wählt wird, des­sen Amts­zeit noch nicht ab­ge­lau­fen ist, übt sein Amt für die rest­li­che Amts­zeit sei­nes Vor­gän­gers aus.

    (6) Die Rich­ter blei­ben bis zum Amts­an­tritt ih­rer Nach­fo­ger im Amt. Sie blei­ben je­doch in den Rechts­sa­chen tä­tig, mit de­nen sie be­reits be­faßt sind.


Artikel 24
Entlassung

    Ein Rich­ter kann nur ent­las­sen wer­den, wenn die an­de­ren Rich­ter mit Zwei­drit­tel­mehr­heit ent­schei­den, daß er die er­for­der­li­chen Vor­aus­set­zun­gen nicht mehr er­füllt.


Artikel 25
Kanzlei und wissenschaftliche Mitarbeiter

    Der Ge­richts­hof hat eine Kanz­lei, de­ren Auf­ga­ben und Or­ga­ni­sa­tion in der Ver­fah­rens­ord­nung des Ge­richts­hofs fest­ge­legt wer­den. Der Ge­richts­hof wird durch wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­ter un­ter­stützt.


Artikel 26
Plenum des Gerichtshofs

    Das Plenum des Gerichtshofs

      a) wählt sei­nen Prä­;si­den­ten und einen oder zwei Vi­ze­präsi­den­ten für drei Jah­re; ih­re Wie­der­wahl ist zu­lässig,

      b) bil­det Kam­mern für einen be­stimm­ten Zeit­raum,

      c) wählt die Prä­si­den­ten der Kam­mern des Ge­richts­hofs; ihre Wie­der­wahl ist zuläs­sig,

      d) be­schließt die Ver­fah­rens­ord­nung des Gerichts­hofs und

      e) wählt den Kanz­ler und einen oder meh­re­re stell­ver­tre­ten­de Kanz­ler.


Artikel 27
Ausschüsse, Kammern und Große Kammer

    (1) Zur Prü­fung der Rechts­sa­chen, die bei ihm an­hän­gig ge­macht wer­den, tagt der Gerichts­hof in Aus­schüs­sen mit drei Rich­tern, in Kam­mern mit sie­ben Rich­tern und in einer Gro­ßen Kam­mer mit sieb­zehn Rich­tern. Die Kam­mern des Ge­richts­hofs bil­den die Aus­schüs­se für einen be­stimm­ten Zeit­raum.

    (2) Der Kam­mer und der Gro­ßen Kam­mer ge­hört von Amts we­gen der für den als Par­tei be­tei­lig­ten Staat ge­wahr­te Rich­ter oder, wenn ein sol­cher nicht vor­han­den ist oder er an den Sit­zun­gen nicht teil­neh­men kann, eine von die­sem Staat be­nann­te Per­son an, die in der Eigen­schaft eines Rich­ters an den Sit­zun­gen teil­nimmt.

    (3) Der Gro­ßen Kam­mer ge­hö­ren fer­ner der Prä­si­dent des Ge­richts­hofs, die Vi­ze­prä­si­den­ten, die Prä­si­den­ten der Kam­mern und an­de­re nach der Ver­fah­rens­ord­nung des Ge­richts­hofs aus­ge­wähl­te Rich­ter an. Wird eine Recht­sa­che nach Ar­ti­kel 43 an die Gro­ße Kam­mer ver­wie­sen, so dür­fen Rich­ter der Kam­mer, die das Ur­teil ge­fällt hat, der Gro­ßen Kam­mer nicht an­ge­hö­ren; das gilt nicht für den Präsi­de­ten der Kam­mer und den Rich­ter, wel­cher in der Kam­mer für den als Par­tei be­tei­lig­ten Staat mit­ge­wirkt hat.


Artikel 28
Unzulässigkeitserklärungen der Ausschüsse

    Ein Aus­schuß kann durch ein­stim­mi­gen Be­schluß eine nach Ar­ti­kel 34 er­ho­be­ne In­di­vi­du­al­be­schwer­de für un­zu­läs­sig er­klä­ren oder im Re­gi­ster strei­chen, wenn eine sol­che Ent­schei­dung oh­ne wei­te­re Prü­fung ge­trof­fen wer­den kann. Die Ent­schei­dung ist end­gül­tig.


Artikel 29
Entscheidungen der Kammern über die Zulässigkeit und Begründetheit

    (1) Er­geht kei­ne Ent­schei­dung nach Ar­ti­kel 28, so ent­schei­det eine Kam­mer über die Zu­läs­sig­keit und Be­grün­det­heit der nach Ar­ti­kel 34 er­ho­be­nen In­di­vi­du­al­be­schwer­den.

    (2) Eine Kam­mer ent­schei­det über die Zu­läs­sig­keit und Be­grün­det­heit der nach Ar­ti­kel 33 er­ho­be­nen Staa­ten­be­schwer­den.

    (3) Die Ent­schei­dung über die Zu­läs­sig­keit er­geht ge­son­dert, so­fern nicht der Ge­richts­hof in Aus­nah­me­fäl­len an­ders ent­schei­det.


Artikel 30
Abgabe der Rechtssache an die Große Kammer

    Wirft eine bei einer Kam­mer an­hän­gi­ge Rechts­sa­che eine schwer­wie­gen­de Fra­ge der Aus­le­gung die­ser Kon­ven­tion oder der Pro­to­kol­le da­zu auf oder kann die Ent­schei­dung einer ihr vor­lie­gen­den Fra­ge zu einer Ab­wei­chung von einem frü­h­eren Ur­teil des Ge­richts­hofs füh­ren, so kann die Kam­mer die­se Sa­che je­der­zeit, be­vor sie ihr Ur­teil ge­fällt hat, an die Gro­ße Kam­mer abge­ben, so­fern nicht eine Par­tei wi­der­spricht.


Artikel 31
Befugnisse der Großen Kammer

    Die Große Kammer

      a) ent­schei­det über nach Ar­ti­kel 33 oder Artikel 34 er­ho­be­ne Be­schwer­den, wenn eine Kam­mer die Rechts­sa­che nach Ar­ti­kel 30 an sie ab­ge­ge­ben hat oder wenn die Sa­che nach Ar­ti­kel 43 an sie ver­wie­sen wor­den ist, und

      b) be­han­delt An­trä­ge nach Ar­ti­kel 47 auf Er­stat­tung von Gut­ach­ten.


Artikel 32
Zuständigkeit des Gerichtshofs

    (1) Die Zu­stän­dig­keit des Ge­richts­hofs um­faßt al­le die Aus­le­gung und An­wen­dung die­ser Kon­ven­tion und der Pro­to­kol­le da­zu be­tref­fen­den An­ge­le­gen­hei­ten, mit de­nen er nach den Ar­ti­keln 33, 34 und 47 be­faßt wird.

    (2) Be­steht Streit über die Zu­stän­dig­keit des Ge­richts­hofs, so ent­schei­det der Ge­richts­hof.


Artikel 33
Staatenbeschwerden

    Je­der Ho­he Ver­trag­schlie­ßen­de Teil kann den Ge­richts­hof we­gen je­der be­haup­te­ten Ver­let­zung die­ser Kon­ven­tion und der Pro­to­kol­le dazu durch einen an­de­ren Ho­hen Ver­trag­schlie­ßen­den Teil an­ru­fen.


Artikel 34
Individualbeschwerden

    Der Ge­richts­hof kann von je­der na­tür­li­chen Per­son, nicht­staat­li­chen Or­ga­ni­sa­tion oder Per­so­nen­grup­pe, die be­haup­tet, durch einen der Ho­hen Ver­trag­schlie­ßen­den Tei­le in einem der in die­ser Kon­ven­tion oder den Pro­to­kol­len da­zu an­er­kann­ten Rech­te ver­letzt zu sein, mit einer Be­schwer­de be­faßt wer­den. Die Ho­hen Ver­trag­schlie­ßen­den Tei­le ver­pflich­ten sich, die wirk­sa­me Aus­übung die­ses Rechts nicht zu be­hin­dern.


Artikel 35
Zulässigkeitsvoraussetzungen

    (1) Der Ge­richts­hof kann sich mit einer An­ge­le­gen­heit erst nach Er­schöp­fung al­ler in­ner­staat­li­chen Rechts­be­hel­fe in Über­ein­stim­mung mit den all­ge­mein an­er­kann­ten Grund­sät­zen des Völ­ker­rechts und nur in­ner­halb einer Frist von sechs Mo­na­ten nach der end­gül­ti­gen in­ner­staat­li­chen Ent­schei­dung be­fas­sen.

    (2) Der Ge­richts­hof be­faßt sich nicht mit einer nach Ar­ti­kel 34 er­ho­be­nen In­di­vi­du­al­be­schwer­de, die

      a) anonym ist oder

      b) im we­sent­li­chen mit einer schon vor­her vom Ge­richts­hof ge­prüf­ten Be­schwer­de über­ein­stimmt oder schon einer an­de­ren in­ter­na­tio­na­len Un­ter­su­chungs oder Ver­gleichs­in­stanz un­ter­brei­tet wor­den ist und kei­ne neuen Tat­sa­chen ent­hält.

    (3) Der Ge­richts­hof er­klärt eine nach Ar­ti­kel 34 er­ho­be­ne In­di­vi­du­al­be­schwer­de für un­zu­läs­sig, wenn er sie für un­ver­ein­bar mit die­ser Kon­ven­tion oder den Pro­to­kol­len da­zu, für of­fen­sicht­lich un­be­grün­det oder für einen Miß­brauch des Be­schwer­de­rechts hält.

    (4) Der Ge­richts­hof weist eine Be­schwer­de zu­rück, die er nach die­sem Ar­ti­kel für un­zu­läs­sig hält. Er kann dies in je­dem Sta­dium des Ver­fah­rens tun.


Artikel 36
Beteiligung Dritter

    (1) In al­len bei einer Kam­mer oder der Gro­ßen Kam­mer an­hän­gi­gen Rechts­sa­chen ist der Ho­he Ver­trag­schlie­ßen­de Teil, des­sen Staats­an­ge­hö­rig­keit der Be­schwer­de­füh­rer be­sitzt, be­rech­tigt, schrift­li­che Stel­lung­nah­men ab­zu­ge­ben und an den münd­li­chen Ver­hand­lun­gen teil­zu­neh­men.

    (2) im In­ter­es­se der Rechts­pfle­ge kann der Prä­si­dent des Ge­richts­hofs je­dem Ho­hen Ver­trag­schlie­ßen­den Teil, der in dem Ver­fah­ren nicht Par­tei ist, oder je­der be­trof­fe­nen Per­son, die nicht Be­schwer­de­füh­rer ist, Ge­le­gen­heit ge­ben, schrift­lich Stel­lung zu neh­men oder an den münd­li­chen Ver­hand­lun­gen teil­zu­neh­men.


Artikel 37
Streichung von Beschwerden

    (1) Der Ge­richts­hof kann je­der­zeit wäh­rend des Ver­fah­rens ent­schei­den, eine Be­schwer­de in sei­nem Re­gi­ster zu strei­chen, wenn die Um­stän­de Grund zur An­nah­me geben, daß

      a) der Be­schwer­de­füh­rer sei­ne Be­schwer­de nicht wei­ter zu ver­fol­gen be­ab­sich­tigt,

      b) die Strei­tig­keit einer Lo­sung zu­ge­führt wor­den ist oder

      c) eine wei­te­re Prü­fung der Be­schwer­de aus an­de­ren vom Ge­richts­hof fest­ge­stell­ten Grün­den nicht ge­recht­fer­tigt ist. Der Ge­richts­hof setzt je­doch die Prü­fung der Be­schwer­de fort, wenn die Ach­tung der Men­schen­rech­te, wie sie in die­ser Kon­ven­tion und den Pro­to­kol­len da­zu an­er­kannt sind, dies er­for­dert.

    (2) Der Ge­richts­hof kann die Wie­der­ein­tra­gung einer Be­schwer­de in sein Re­gi­ster an­ord­nen, wenn er dies den Um­stän­den nach für ge­recht­fer­tigt hat.


Artikel 38
Prüfung der Rechtssache und gütliche Einigung

    (1) Er­klärt der Ge­richts­hof die Be­schwer­de für zu­läs­sig, so

      a) setzt er mit den Ver­tre­tern der Par­tei­en die Prü­fung der Rechts­sa­che fort und nimmt, falls er­for­der­lich, Er­mitt­lun­gen vor; die be­tref­fen­den Staa­ten ha­ben al­le zur wirk­sa­men Durch­füh­rung der Er­mitt­lun­gen er­for­der­li­chen Er­leich­te­run­gen zu ge­wah­ren;

      b) halt er sich zur Ver­fü­gung der Par­tei­en mit dem Ziel, eine güt­li­che Eini­gung auf der Grund­la­ge der Ach­tung der Men­schen­rech­te, wie sie in die­ser Kon­ven­tion und den Pro­to­kol­len da­zu an­er­kannt sind, zu er­rei­chen.

    (2) Das Ver­fah­ren nach Ab­satz 1 Buch­sta­be b ist ver­trau­lich.


Artikel 39
Gütliche Einigung

    Im Fall einer güt­li­chen Eini­gung streicht der Ge­richts­hof durch eine Ent­schei­dung, die sich auf eine kur­ze An­ga­be des Sach­ver­halts und der er­ziel­ten Lö­sung be­schränkt, die Rechts­sa­che in sei­nem Re­gi­ster.


Artikel 40
Öffentliche Verhandlung und Akteneinsicht

    (1) Die Ver­hand­lung ist öf­fent­lich, so­weit nicht der Ge­richts­hof auf Grund be­son­de­rer Um­stän­de an­ders ent­scheidet.

    (2) Die beim Kanz­ler ver­wahr­ten Schrift­stücke sind der Öf­fent­lich­keit zu­gäng­lich, so­weit nicht der Prä­si­dent des Ge­richts­hofs an­ders ent­schei­det.


Artikel 41
Gerechte Entschädigung

    Stellt der Ge­richts­hof fest, daß die­se Kon­ven­tion oder die Pro­to­kol­le da­zu ver­letzt wor­den sind, und ge­stat­tet das in­ner­staat­li­che Recht des be­tei­lig­ten Ho­hen Ver­trag­schlie­ßen­den Tei­les nur eine un­voll­kom­me­ne Wie­der­gut­ma­chung für die Fol­gen die­ser Ver­let­zung, so spricht der Ge­richts­hof der ver­letz­ten Par­tei eine ge­rech­te Ent­schä­di­gung zu, wenn dies not­wen­dig ist.


Artikel 42
Urteile der Kammern

    Ur­tei­le der Kam­mern wer­den nach Maß­ga­be des Ar­ti­kels 44 Absatz 2 end­gül­tig.


Artikel 43
Verweisung an die Große Kammer

    (1) In­ner­halb von drei Mo­na­ten nach dem Da­tum des Ur­teils der Kam­mer kann je­de Par­tei in Aus­nah­me­fal­len die Ver­wei­sung der Rechts­sa­che an die Gro­ße Kam­mer be­an­tra­gen.

    (2) Ein Aus­schuß von fünf Rich­tern der Gro­ßen Kam­mer nimmt den An­trag an, wenn die Rechts­sa­che eine schwer­wie­gen­de Fra­ge der Aus­le­gung oder An­wen­dung die­ser Kon­ven­tion oder der Pro­to­kol­le da­zu oder eine schwer­wie­gen­de Fra­ge von all­ge­mei­ner Be­deu­tung auf­wirft.

    (3) Nimmt der Ausschuß den Antrag an, so entscheidet die Große Kammer die Sache durch Urteil.


Artikel 44
Endgültige Urteile

    (1) Das Ur­teil der Gro­ßen Kam­mer ist end­gül­tig.

    (2) Das Ur­teil einer Kam­mer wird end­gül­tig,

      a) wenn die Par­tei­en erklä­ren, daß sie die Ver­wei­sung der Rechts­sa­che an die Gro­ße Kam­mer nicht be­an­tra­gen wer­den,

      b) drei Mo­na­te nach dem Da­tum des Ur­teils, wenn nicht die Ver­wei­sung der Rechts­sa­che an die Gro­ße Kam­mer be­an­tragt wor­den ist, oder

      c) wenn der Aus­schuß der Gro­ßen Kam­mer den An­trag auf Ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 43 ab­ge­lehnt hat.

    (3) Das end­gül­ti­ge Ur­teil wird ver­öf­fent­licht.


Artikel 45
Begründung der Urteile und Entscheidungen

    (1) Ur­tei­le so­wie Ent­schei­dun­gen, mit de­nen Be­schwer­den für zu­läs­sig oder für un­zu­läs­sig er­klärt wer­den, wer­den be­grün­det.

    (2) Bringt ein Ur­teil ganz oder teil­wei­se nicht die über­ein­stim­men­de Mei­nung der Rich­ter zum Aus­druck, so ist je­der Rich­ter be­rech­tigt, sei­ne ab­wei­chen­de Mei­nung dar­zu­le­gen.


Artikel 46
Verbindlichkeit und Durchführung der Urteile

    (1) Die Ho­hen Ver­trag­schlie­ßen­den Tei­le ver­pflich­ten sich, in al­len Rechts­sa­chen, in de­nen sie Par­tei sind, das end­gül­ti­ge Ur­teil des Ge­richts­hofs zu be­fol­gen.

    (2) Das end­gül­ti­ge Ur­teil des Ge­richts­hofs ist dem Mi­ni­ster­ko­mi­tee zu­zu­lei­ten; die­ses über­wacht seine Durch­füh­rung.


Artikel 47
Gutachten

    (1) Der Ge­richts­hof kann auf An­trag des Mi­ni­ster­ko­mi­tees Gut­ach­ten über Rechts­fra­gen er­stat­ten, wel­che die Aus­le­gung die­ser Kon­ven­tion und der Pro­to­kol­le da­zu be­tref­fen.

    (2) Die­se Gut­ach­ten dür­fen kei­ne Fra­gen zum Ge­gen­stand ha­ben, die sich auf den In­halt oder das Aus­maß der in Ab­schnitt I die­ser Kon­ven­tion und in den Pro­to­kol­len da­zu an­er­kann­ten Rech­te und Frei­hei­ten be­zie­hen, noch an­de­re Fra­gen, über die der Ge­richts­hof oder das Mi­ni­ster­ko­mi­tee auf Grund eines nach die­ser Kon­ven­tion ein­ge­lei­te­ten Ver­fah­rens zu entschei­den ha­ben konn­te.

    (3) Der Be­schluß des Mi­ni­ster­ko­mi­tees, ein Gut­ach­ten beim Ge­richts­hof zu be­an­tra­gen, be­darf der Stim­men­mehr­heit der zur Teil­nah­me an den Sit­zun­gen des Ko­mi­tees be­rech­tig­ten Mit­glie­der.


Artikel 48
Gutachterliche Zuständigkeit des Gerichtshofs

    Der Ge­richts­hof ent­schei­det, ob ein vom Mi­ni­ster­ko­mi­tee ge­stell­ter An­trag auf Er­stat­tung eines Gut­ach­tens in sei­ne Zu­stän­dig­keit nach Ar­ti­kel 47 fällt.


Artikel 49
Begründung der Gutachten

    (1) Die Gut­ach­ten des Ge­richts­hofs wer­den be­grün­det

    (2) Bringt das Gut­ach­ten ganz oder teil­wei­se nicht die über­ein­stim­men­de Mei­nung der Rich­ter zum Aus­druck, so ist je­der Rich­ter be­rech­tigt, sei­ne ab­wei­chen­de Mei­nung dar­zu­le­gen.

    (3) Die Gut­ach­ten des Ge­richts­hofs wer­den dem Mi­ni­ster­ko­mi­tee über­mit­telt.


Artikel 50
Kosten des Gerichtshofs

    Die Ko­sten des Ge­richts­hofs wer­den vom Eu­ro­pa­rat ge­tra­gen.


Artikel 51
Vorrechte und Immunitäten der Richter

    Die Rich­ter ge­nie­ßen bei der Aus­übung ih­res Am­tes die Vor­rech­te und Im­mu­ni­tä­ten, die in Ar­ti­kel 40 der Sat­zung des Eu­ro­pa­rats und den auf Grund je­nes Ar­ti­kels ge­schlos­se­nen Über­ein­künf­ten vor­ge­se­hen sind.



Abschnitt III

Verschiedene Bestimmungen


Artikel 52
Anfragen des Generalsekretärs

    Der Emp­fang einer ent­spre­chen­den Auf­for­de­rung durch den Ge­ne­ral­se­kre­tär des Eu­ro­pa­rats hat je­der Ho­he Ver­trag­schlie­ßen­de Teil die er­for­der­li­chen Er­klä­run­gen ab­zu­ge­ben, in wel­cher Wei­se sein in­ter­nes Recht die wirk­sa­me An­wen­dung al­ler Be­stim­mun­gen die­ser Kon­ven­tion ge­währ­lei­stet.


Artikel 53
Wahrung anerkannter Menschenrechte

    Kei­ne Be­stim­mung die­ser Kon­ven­tion darf als Be­schrän­kung oder Min­de­rung eines der Men­schen­rech­te und Grund­frei­hei­ten aus­ge­legt wer­den, die in den Ge­set­zen eines Ho­hen Ver­trag­schlie­ßen­den Teils oder einer an­de­ren Ver­ein­ba­rung, an der er be­tei­ligt ist, fest­ge­legt sind.


Artikel 54
Befugnisse des Ministerkomitees

    Kei­ne Be­stim­mung die­ser Kon­ven­tion be­schränkt die durch Sat­zung des Eu­ro­pa­ra­tes dem Mi­ni­ster­aus­schuß über­tra­ge­nen Voll­mach­ten.


Artikel 55
Ausschluß anderer Verfahren zur Streitbeilegung

    Die Ho­hen Ver­trag­schlie­ßen­den Tei­le kom­men über­ein, daß sie, es sei denn auf Grund be­son­de­rer Ver­ein­ba­run­gen, kei­nen Ge­brauch von zwi­schen Ih­nen gel­ten­den Ver­trä­gen, Über­ein­kom­men oder Er­klä­run­gen ma­chen wer­den, um von sich aus einen Streit um die Aus­le­gung oder An­wen­dung die­ser Kon­ven­tion einem an­de­ren Ver­fah­ren zu un­ter­wer­fen, als in der Kon­ven­tion vor­ge­se­hen ist.


Artikel 56
Räumlicher Geltungsbereich

    (1) Je­der Staat kann im Zeit­punkt der Ra­ti­fi­zie­rung oder in der Fol­ge zu je­dem an­de­ren Zeit­punkt durch eine an den Ge­ne­ral­se­kre­tär des Eu­ro­pa­rats ge­rich­te­te Mit­tei­lung er­klä­ren, daß die­se Kon­ven­tion vor­be­halt­lich des Ab­sat­zes 4 auf al­le oder ein­zel­ne Ge­bie­te An­wen­dung fin­det, für de­ren in­ter­na­tio­na­le Be­zie­hun­gen er ver­ant­wort­lich ist.

    (2) Auf das oder die in der Er­klä­rung be­zeich­ne­ten Ge­bie­te fin­det die Kon­ven­tion vom drei­ßig­sten Ta­ge an, vom Ein­gang der Er­klä­rung beim Ge­ne­ral­se­kre­tär des Eu­ro­pa­rats an ge­rech­net, An­wen­dung.

    (3) In den ge­nann­ten Ge­bie­ten wer­den die Be­stim­mun­gen die­ser Kon­ven­tion unter Be­rück­sich­ti­gung der ört­li­chen Not­wen­dig­kei­ten an­ge­wen­det.

    (4) Je­der Staat, der eine Er­klä­rung ge­mäß Ab­satz 1 die­ses Ar­ti­kels ab­ge­ge­ben hat, kann zu je­dem spä­te­ren Zeit­punkt für ein oder meh­re­re der in einer sol­chen Er­klä­rung be­zeich­ne­ten Ge­bie­te er­klä­ren, daß er die Zu­stän­dig­keit des Ge­richts­hofs für die Ent­ge­gen­nah­me von Be­schwer­den von na­tür­li­chen Per­so­nen, nicht­staat­li­chen Or­ga­ni­sa­tio­nen oder Per­so­nen­grup­pen ge­mäß Ar­ti­kel 34 an­nimmt.


Artikel 57
Vorbehalte

    (1) Je­der Staat kann bei Un­ter­zeich­nung dieser Kon­ven­tion oder bei Hin­ter­le­gung sei­ner Ra­ti­fi­ka­tions­ur­kun­de be­züg­lich be­stimm­ter Vor­schrif­ten die­ser Kon­ven­tion einen Vor­be­halt ma­chen, so­weit ein zu die­ser Zeit in sei­nem Ge­biet gel­ten­des Ge­setz nicht mit der be­tref­fen­den Vor­schrift über­ein­stimmt. Vor­be­hal­te all­ge­mei­ner Art sind nach die­sem Ar­ti­kel nicht zu­läs­sig.

    (2) Je­der nach die­sem Ar­ti­kel ge­mach­te Vor­be­halt muß mit einer kur­zen In­halts­an­ga­be des be­tref­fen­den Ge­set­zes ver­bun­den sein.


Artikel 58
Kündigung

    (1) Je­der Ho­he Ver­trag­schlie­ßen­de Teil kann die­se Kon­ven­tion nicht vor Ab­lauf von fünf Jah­ren nach dem Ta­ge, an dem die Kon­ven­tion für ihn wirk­sam wird, und nur nach einer sechs Mo­na­te vor­her an den Ge­ne­ral­se­kre­tär des Eu­ro­pa­rats ge­rich­te­ten Mit­tei­lung kün­di­gen; der Ge­ne­ral­se­kre­tär hat den an­de­ren Ho­hen Ver­trag­schlie­ßen­den Tei­len von der Kün­di­gung Kennt­nis zu ge­ben.

    (2) Eine der­ar­ti­ge Kün­di­gung be­wirkt nicht, daß der be­tref­fen­de Ho­he Ver­trag­schlie­ßen­de Teil in be­zug auf ir­gend­eine Hand­lung, wel­che eine Ver­let­zung die­ser Ver­pflich­tun­gen dar­stel­len könn­te, und von dem Ho­hen Ver­trag­schlie­ßen­den Teil vor dem Da­tum sei­nes rechts­kräf­ti­gen Aus­schei­dens vor­ge­nom­men wur­de, von sei­nen Ver­pflich­tun­gen nach die­ser Kon­ven­tion be­freit wird.

    (3) Un­ter dem glei­chen Vor­be­halt schei­det ein Ver­trags­teil aus die­ser Kon­ven­tion aus, der aus dem Eu­ro­pa­rat aus­schei­det.

    (4) Ent­spre­chend den Be­stim­mun­gen der vor­ste­hen­den Ab­sät­ze kann die Kon­ven­tion auch für ein Ge­biet ge­kün­digt wer­den, auf das sie nach Ar­ti­kel 56 aus­ge­dehnt wor­den ist.


Artikel 59
Unterzeichnung und Ratifikation

    (1) Die­se Kon­ven­tion steht den Mit­glie­dern des Eu­ro­pa­ra­tes zur Un­ter­zeich­nung of­fen; sie be­darf der Ra­ti­fi­ka­tion. Die Ra­ti­fi­ka­tions­ur­kun­den sind beim Ge­ne­ral­se­kretär des Eu­ro­pa­rats zu hin­ter­le­gen.

    (2) Die­se Kon­ven­tion tritt nach der Hin­ter­le­gung von zehn Ra­ti­fi­ka­tions­ur­kun­den in Kraft.

    (3) Für einen Un­ter­zeich­ner­staat, des­sen Ra­ti­fi­ka­tion spä­ter er­folgt, tritt die Kon­ven­tion am Ta­ge der Hin­ter­le­gung sei­ner Ra­ti­fi­ka­tions­ur­kun­de in Kraft.

    (4) Der Ge­ne­ral­se­kre­tär des Eu­ro­pa­rats hat al­len Mit­glie­dern des Eu­ro­pa­rats das In­kraft­tre­ten der Kon­ven­tion, die Na­men der Ho­hen Ver­trag­schlie­ßen­den Tei­le, die sie ra­ti­fi­ziert ha­ben, so­wie die Hin­ter­le­gung je­der spä­ter ein­ge­hen­den Ra­ti­fi­ka­tions­ur­kun­de mit­zu­tei­len.


Ge­sche­hen zu Rom, am 4. No­vem­ber 1950 in engli­scher und fran­zö­si­scher Spra­che, wo­bei die bei­den Tex­te in glei­cher Wei­se maß­ge­bend sind, in einer ein­zi­gen Aus­fer­ti­gung, die in den Ar­chi­ven des Eu­ro­pa­rats ver­wahrt wird. Der Ge­ne­ral­se­kre­tär wird al­len Un­ter­zeich­nern be­glau­big­te Ab­drucke über­mit­teln.


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